Mittwoch, 27. Februar 2013


DIE WEITEREN EREIGNISSE IN GERMANIEN (1): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 70
(zweiter Germanienfeldzug des GERMANICUS, Kap. 55-71, anno 15 n.)

Quid novi in Germania? Wie ging es weiter? Nachdem sich die 4 Legionen mühsam (mit Ach und Krach=aegerrime; adv. Superlativ) aus dem versumpften Wiesental herausgearbeitet (besser wäre"-gewurschtelt") hatten (s.o.)-es ging gerade noch einmal gut!-, wendet sich TACITUS nun wieder dem GERMANICUS zu, der an der Nordsee "Urlaub" machte:

At Germanicus (Doch Germanicus) legionum (der Legionen, von den Legionen), quas (die) navibus (mit Schiffen) vexerat (er transportiert hatte, befördert hatte; von "vehere, vexi, vectum"), secundam et quartam decimam (die 2. und die 14.) itinere terrestri (auf dem Landweg, auf einem Marsch zu Lande; endlos, das ist der Marsch!) P. Vitellio (dem P. Vitellius) ducendas tradit ("als zu führende übergab er sie"; er übergab sie ihm, um sie zu führen; damit er sie zu Land führe; Gerundiv; hier: final), quo (=ut eo=damit dadurch; wodurch) levior (leichter) classis (die Flotte) vadoso mari (auf dem seichten Meer; gemeint ist das Wattenmeer) innaret ("hineinschwamm"; also das Wattenmeer durchfuhr; keine gute Idee!) vel reciproco sideret (oder "auf dem Hin-und Zurückfließenden"=bei Ebbe und Flut "sich setzte"=auf Grund lief; besonders tragisch, da es keine Werkstatt um die Ecke herum gab! Auch kein ADAC!). Vitellius (V.) primum (zuerst) iter (einen Marsch; Weg) sicca humo (auf trockenem Boden) aut modice adlabente aestu (oder bei mäßig "herangleitender"; heranfließender; anschwellender (Goldmann) Flut) quietum habuit (er hatte einen ruhigen; bezogen auf Weg; konnte eine ruhige Kugel schieben!); mox (bald, dann) impulsu aquilonis (durch den "Anstoß", durch den Ansturm des Nordwindes; der Nordsturm; aquilus=der Verdunkelnde!), simul sidere aequinoctii (zugleich auch zu der Jahreszeit der Tag-und Nachtgleiche; also im Herbst, wo es langsam ungemütlich wird), quo (an welcher) maxime  tumescit Oceanus (der Ozean (das äußere Meer im Gegensatz zu "mare") besonders (am meisten; am stärksten, Goldmann) ansteigt (anschwillt), rapi agique agmen (wurde der Heereszug; das Heer zerrissen; auseinandergerissen, Goldmann; und hin-und hergetrieben; herumgeworfen; historische Infinitive im Passiv). Et opplebantur terrae (Und die Länder wurden "angefüllt"; das Land wurde überschwemmt; die Welt versank in den Fluten und im Chaos): eadem (dasselbe) freto litori campis (dem Meer, Strand, den Feldern) facies (Aussehen; alles bot denselben Anblick), neque discerni poterant (und sie konnten nicht unterschieden werden) incerta ab solidis (unsichere Stellen von den festen), brevia a profundis (seichte, nicht so tiefe, flache von tiefen).---
Dazu-wie immer-v. TIPPELSKIRCH:
"Während die Legionen des CÄCINA an den LANGEN BRÜCKEN um ihr Leben kämpften, zog das OBERE HEER nach Norden, ohne auf den Feind zu stoßen.
GERMANICUS selbst war mit zwei Legionen an Bord der Schiffe gegangen. Die beiden anderen Legionen-die II. und die XIV.-hatte er unter das Kommando des PUBLIUS VITELLIUS gestellt und diesem LEGATEN den Auftrag gegeben, durchs Land der Friesen, also entlang der Küste, zurück zum Rhein zu marschieren. Wahrscheinlich ging der Marsch dieser Truppe zunächst entlang dem Ostufer der Ems...Zu Anfang des Marsches war das Wetter noch warm und sonnig. Dann aber zogen hohe Wolkenschleier auf. Am folgenden Morgen färbte ein drohendes, brandiges Morgenrot den Himmel. Gegen Mittag stiegen jenseits des Flusses schwere Wolkengebirge über den Horizont. Eine knisternde Spannung lag in der Luft. Das alles waren Zeichen, welche die als Führer dienenden Chauken und Chamaven den Römern sehr wohl zu deuten wußten.
"THOR hat seine Stiere eingespannt! Noch vor Sonnenuntergang werden wir die Räder seines Wagens dröhnen hören!"
Das Sonnenlicht wurde trübe. Immer höher stiegen im Westen die Wolkenberge empor. Manchmal zuckte nun schon ein fahler Lichtschimmer darunter hin. Dann griffen lange Schattenfinger über den Fluß. Als aber der Saum der Wolken über den Marschierenden stand, fielen die ersten Böen ein. Ein dumpfes Poltern schallte herüber.
"Das ist er! Das sind die Räder seines Wagens!"
Es wurde dunkel. Dann aber wurde es für Augenblicke blendend hell-ein kilometerlanger Blitz fuhr quer über den Himmel. Schmetternd folgte der Donner. THOR, der Wetter-und Sturmgott der Germanen, hatte mit seinem Hammer MJÖLNIR zum ersten Male zugeschlagen.
Es war der Auftakt zu einem Inferno. Zuerst Blitz auf Blitz-dann Regen und Sturm--aber das war noch immer nicht das Schlimmste! Der Heerzug des VITELLIUS war ja inzwischen der Küste schon nahe gekommen. Und in der Weite des Nordmeeres ballte sich das Verderben zusammen. Vom Sturm getrieben, brach die Flut mit besonderer Heftigkeit über die Küste und in die Mündungen der Flüsse herein. (...) in dem Inferno, in dem man nicht sagen konnte, wo das Meer endete und das Land begann! Wie sollte man erkennen, wo unter der Flut der Boden war? Wo sollte man sich festklammern, wenn die Wellen heranstürmten?
Die schweren Rüstungen zerrten die Soldaten in die Strudel. Gepäck, tote Pferde, menschliche Leichen trieben daher.---
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Der reinste Wetterbericht!
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THOR, the hammer!
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Welcome in Germany!
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das Wort "terra"  heißt eigentlich "das Trockene; vgl. griech. "tersaino" u. lat. "torrere"=dörren, trocknen; s. Stowasser!)
torrere, eo, torrui, tostus; davon kommt unser "Toast"!
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The one and only SIR

Samstag, 23. Februar 2013


XANTEN (4): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA

Nach der Niederbrennung ihres Dorfes, bauten es die CUGERNER wieder auf (Periode 4; Abflußgraben; abgedeckter Ziegelkanal; Hafenkai; Zeitraum: etwa um 80 n.). Doch auch diese Siedlung brannte nieder (das war nach 90 n.) Die leidgeprüften CUGERNER ließen sich aber nicht unterkriegen und bauten ihr Dorf erneut auf (5. Periode).
Zwischen 98 und 107 n.: Verleihung der Stadtrechte durch TRAJAN; enorme Bautätigkeit, Planung einer COLONIA nach dem üblichen Schema; vermutlich weiterer Hafen beim Dorf Lüttingen; Fund des "Lüttinger Knaben" (Bronzefigur);Fund einer Schauplatte mit Bild der Minerva; Beschlag eines röm. Schiffes.
Wahrscheinlich war die Stadt, die sich nun entwickelte, eine VETERANENSIEDLUNG.
Erwähnungen der CUT: Ptolemaios, Itinerarium Antoninianum, Tabula Peutingeriana.
Terminus post quem für die Gründung: 98 n.
Terminus ad quem (nach R. Egger): Abzug der LEGIO X GEMINA nach Pannonien; Grabstein eines Soldaten dieser Legion (bereits Bürger der CUT); Abzug der Legion nach Ritterling: um 103 n.
Inschriften der Legion aus dem Brohltal: die Legio befindet sich im Winter 101/ 2 noch in Germanien; spätestens 105 n. in Aquencum.
Conclusio: spätestes Datum für die Rekrutierung des L. VALERIUS PAP. VERINUS TRAIANA und die Gründung der Stadt: 105 n.
Grabsteine mit Symbolen wie Meßstock, Winkel, Lot und Zirkel deuten auf die Tätigkeit von Städteplanern und Baumeistern hin. Ein wichtiges Arbeitsgerät war die "groma" (Lotung; rechte Winkel herstellen).
Fundamentales Werk über Architektur: MARCUS VITRUVIUS POLLIO: ZEHN BÜCHER ÜBER ARCHITEKTUR.
Weitere wichtige Arbeitsmittel der Vermessung: der Chorobat (eine Art Wasserwage).
Dazu THEODOR MOMMSEN: "Die Kunst des Messens unterwirft dem Menschen die Welt."
Die CUT wurde als Quadrat angelegt (Seitenlänge: ca. 930 m) mit zwei großen Straßen, die sich kreuzen:  CARDO MAXIMUS (Nord-Süd-Achse; 16 m breit) und DECUMANUS MAXIMUS (West-Ost; 11 m breit); die übrige Stadt: in Quadrate unterteilt; Stadttore an den Ausgangspunkten der beiden Achsen nach allen vier Richtungen.
Gesamtgebiet: 83 Hektar.
Die Siedlung der CUGERNER mußte dem Fortschritt weichen.
Da es nicht genug Steine gab, mußten sie herangeschafft werden (Eifel, Brohltal, Drachenfels; heute noch Schneisen sichtbar, wo die Steine heruntergeschafft wurden).
Kalk kam aus der Eifel: Inschriften der LEGIO XXX aus dem Jahr 225 n. und der LEGIO I-Gefäß-und Scherbenfunde-Weihestein eines MAGISTER CALCARIARUM (das heißt nicht etwa "Meister oder Herr der Verkalkten", sondern Chef der Kalkbrennereien!).-
Der Text lautet: "Der Minerva geweiht. TITUS AURELIUS EXORATUS, Soldat der 30. LEGION, der siegreichen ULPIA, erfüllt als Meister der Kalkbrennerei gern sein Gelübde, weil die Göttin es verdient hat."
Der Job war bestimmt nicht so angenehm. Als Magister der Schnapsbrennerei wäre es gewiß lustiger gewesen! Aber man kann ja nicht alles haben im Leben.
Leise rieselt der Kalk!
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LIT: W. BÖCKING: DIE RÖMER AM NIEDERRHEIN UND NORDDEUTSCHLAND
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The SIR




XANTEN (4): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA

Nach der Niederbrennung ihres Dorfes, bauten es die CUGERNER wieder auf (Periode 4; Abflußgraben; abgedeckter Ziegelkanal; Hafenkai; Zeitraum: etwa um 80 n.). Doch auch diese Siedlung brannte nieder (das war nach 90 n.) Die leidgeprüften CUGERNER ließen sich aber nicht unterkriegen und bauten ihr Dorf erneut auf (5. Periode).
Zwischen 98 und 107 n.: Verleihung der Stadtrechte durch TRAJAN; enorme Bautätigkeit, Planung einer COLONIA nach dem üblichen Schema; vermutlich weiterer Hafen beim Dorf Lüttingen; Fund des "Lüttinger Knaben" (Bronzefigur);Fund einer Schauplatte mit Bild der Minerva; Beschlag eines röm. Schiffes.
Wahrscheinlich war die Stadt, die sich nun entwickelte, eine VETERANENSIEDLUNG.
Erwähnungen der CUT: Ptolemaios, Itinerarium Antoninianum, Tabula Peutingeriana.
Terminus post quem für die Gründung: 98 n.
Terminus ad quem (nach R. Egger): Abzug der LEGIO X GEMINA nach Pannonien; Grabstein eines Soldaten dieser Legion (bereits Bürger der CUT); Abzug der Legion nach Ritterling: um 103 n.
Inschriften der Legion aus dem Brohltal: die Legio befindet sich im Winter 101/ 2 noch in Germanien; spätestens 105 n. in Aquencum.
Conclusio: spätestes Datum für die Rekrutierung des L. VALERIUS PAP. VERINUS TRAIANA und die Gründung der Stadt: 105 n.
Grabsteine mit Symbolen wie Meßstock, Winkel, Lot und Zirkel deuten auf die Tätigkeit von Städteplanern und Baumeistern hin. Ein wichtiges Arbeitsgerät war die "groma" (Lotung; rechte Winkel herstellen).
Fundamentales Werk über Architektur: MARCUS VITRUVIUS POLLIO: ZEHN BÜCHER ÜBER ARCHITEKTUR.
Weitere wichtige Arbeitsmittel der Vermessung: der Chorobat (eine Art Wasserwage).
Dazu THEODOR MOMMSEN: "Die Kunst des Messens unterwirft dem Menschen die Welt."
Die CUT wurde als Quadrat angelegt (Seitenlänge: ca. 930 m) mit zwei großen Straßen, die sich kreuzen:  CARDO MAXIMUS (Nord-Süd-Achse; 16 m breit) und DECUMANUS MAXIMUS (West-Ost; 11 m breit); die übrige Stadt: in Quadrate unterteilt; Stadttore an den Ausgangspunkten der beiden Achsen nach allen vier Richtungen.
Gesamtgebiet: 83 Hektar.
Die Siedlung der CUGERNER mußte dem Fortschritt weichen.
Da es nicht genug Steine gab, mußten sie herangeschafft werden (Eifel, Brohltal, Drachenfels; heute noch Schneisen sichtbar, wo die Steine heruntergeschafft wurden).
Kalk kam aus der Eifel: Inschriften der LEGIO XXX aus dem Jahr 225 n. und der LEGIO I-Gefäß-und Scherbenfunde-Weihestein eines MAGISTER CALCARIARUM (das heißt nicht etwa "Meister oder Herr der Verkalkten", sondern Chef der Kalkbrennereien!).-
Der Text lautet: "Der Minerva geweiht. TITUS AURELIUS EXORATUS, Soldat der 30. LEGION, der siegreichen ULPIA, erfüllt als Meister der Kalkbrennerei gern sein Gelübde, weil die Göttin es verdient hat."
Der Job war bestimmt nicht so angenehm. Als Magister der Schnapsbrennerei wäre es gewiß lustiger gewesen! Aber man kann ja nicht alles haben im Leben.
Leise rieselt der Kalk!
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LIT: W. BÖCKING: DIE RÖMER AM NIEDERRHEIN UND NORDDEUTSCHLAND
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The SIR



Freitag, 22. Februar 2013


XANTEN (3): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT)
DAS ALTE DORF DER CUGERNER

1934-36 wurden bei Grabungen Reste eines alten Dorfes entdeckt (Schwellbalken). Hierbei handelte es sich um ein Dorf der einheimischen Bevölkerung vom Stamme der CUGERNER (s. PLINIUS; TACITUS!). Diese lebten mit den Römern in Frieden und stellten sogar Hilfstruppen. Es gibt die Vermutung, daß der Name "VETERA" von dieser einheimischen Siedlung herzuleiten sei, dem aber H. v. PETRIKOVITS widerspricht. Auf jeden Fall war das frühkaiserzeitliche Dorf "Kernsiedlung" der CUT.
(Es existiert eine Bleistiftzeichnung von PETRIKOVITS, die ein Haus aus dem Dorf der CUGERNER darstellt. Wir haben es hier m. E. mit einem germanischen Langhaus zu tun, vorne kann man einen offenen Vorraum/ Bereich mit Feuerstelle erkennen). Das Haus ist  nicht gerade luxuriös und würde keinen Blumentopf bei "Schöner Wohnen" gewinnen, aber wenigstens befanden sich die Germanen nicht in Mietknechtschaft wie die heutigen Stadtbewohner!)
Lage des Dorfes: am Rand der Niederterrasse, südl. des DECUMANUS MAXIMUS (=Ost-Weststraße der CUT). Die vollständige Ausdehnung: zur damaligen Zeit noch unklar.-3 Perioden!-1 Töpferofen-Überschwemmungsablagerungen-Pfostenbauten (langrechteckig)-Wände: Flechtwerk-Kochgruben mit Ascheresten-Scheunen-Vorratsspeicher-Erdsilos-rechteckige und kreisrunde Gruben-Knüppeldamm parallel zum Rheinarm-Brand im 7. Jahrzehnt n. Chr. (Bataveraufstand; s. TACITUS, HISTORIEN 4, 26; angeblich hätten sich die CUGERNER den BATAVERN angeschlossen; vielleicht zahlten die gut oder es gab ein paar joints von den Holländern; das Dorf wurde möglicherweise vom römischen LEGATEN VOCULA niedergebrannt , als er dem belagerten VETERA zu Hilfe kam.)
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nach W. BÖCKING
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The SIR

XANTEN (2): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT)

Der Name "Xanten" stammt von der mittelalterlichen Siedlung "ad sanctos". Dazu gibt es diese Erklärung: Südlich der Stadt fand man auf einem Gräberfeld das Doppelgrab zweier Märtyrer. Märtyrer sind, wie man weiß, von Beruf aus heilig, deswegen "ad sanctos"=zu den Heiligen.
Das römische Miltärlager VETERA befand sich auf dem FÜRSTENBERG ("der vorderste Berg") bei dem Dörfchen BIRTEN. Von hier aus hatte man einen weiten Blick nach NIEDERGERMANIEN hinein. Bei dem Lager handelte es sich um ein sog. STAND-bzw. WINTERLAGER. Dorthin zogen sich die Römer nach ihren Sommerfeldzügen im FREIEN GERMANIEN zurück. Das Lager wird sogar von TACITUS in seinen "HISTORIEN" erwähnt (Bestätigung schriftlicher Quellen durch die Archäologie!).
VETERA war Ausgangspunkt für die Operationen des DRUSUS. 9 n. flüchteten die Reste der Legionen des    VARUS dorthin. TIBERIUS unternahm von dort aus seine Rachefeldzüge, die durch GERMANICUS weitergeführt wurden (bis 16 n.). 68 n. zerstörte der BATAVERFÜRST IULIUS CIVILIS das Lager.
Nach 70 n. waren die LEGIONEN XXII PRIMIGENIA und VI VICTRIX dort stationiert. Ab 120 n. lag dort die LEGIO XXX ULPIA VICTRIX, "Hauslegion" der COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT; gegründet um 100 n.; s. auch die zahlreichen Stempel auf Ziegeln). Ab 70 n. bewohnten die Soldaten das LAGER VETERA II (zwischen dem Fürstenberg und dem Rhein auf der Bislicher Insel). Das Lager bot nur noch Platz für eine Legion, die andere wurde in die Gegend des heutigen Nijmegen geschickt, um gegen die Bataver zu kämpfen. Da der Rhein mehrmals sein Bett verlagert hat, wurden die Mauern im Laufe der Zeiten zerstört.
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SIC TRANSIT GLORIA MUNDI! (So vergeht der Glanz der Welt!)
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Nach: W. BÖCKING
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The SIR

XANTEN (1): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT)

Xanten hat viel zu bieten: Neben dem gotischen Dom wäre besonders das römische Amphitheater zu nennen. Seit 1957 führt das RHEINISCHE LANDESMUSEUM BONN Ausgrabungen durch. 1974 wurde das REGIONALMUSEUM XANTEN eingerichtet. Man plante sogar, einen Archäologiepark zu errichten! Direkt unter dem Boden stieß man auf die Fundamentreste einer Römerstadt: Hierbei handelt es sich um die COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT), die von Kaiser TRAJAN gegründet wurde. Doch schon vorher gab es dort ein Militärlager, das unter dem Namen VETERA bekannt ist. Ursprünglich ein HOLZ-ERDE-KASTELL, wurde es später unter NERO und CLAUDIUS zu einem Steinkastell umgebaut, das Platz für zwei Legionen bot. VETERA war Ausgangspunkt für Expeditionen nach Germanien hinein. Die Germanen fanden dies wohl weniger gut, denn die BATAVER zerstörten das Lager. Dies schien aber die Römer wenig zu kümmern, da sie gleich danach ein zweites Lager bauten.
LIT: W. BÖCKING: DIE RÖMER AM NIEDERRHEIN UND IN NORDDEUTSCHLAND, Frankf. 1974.
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The SIR

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (13): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 68:

An den langen Brücken

Die Germanen waren sich-wie so oft-uneins darüber, wie vorzugehen sei. Es gab zwei Pläne (zum Glück gab es nur zwei):
a) der des ARMINIUS: Er riet, man solle die Römer abziehen lassen, um sie dann erneut auf ungünstigem Gelände anzugreifen. (Hätte ich auch so gemacht. Arminius wußte, wie's geht.)
b) der des INGUIOMERUS: Dieser riet dazu, einen Umfassungsangriff auf das Lager zu machen.
Keine gute Idee. Viel zu riskant!
Igitur orta die (Bei Tagesanbruch also; nachdem der Tag begonnen hatte) proruunt fossas (schütten sie die Gräben zu; proruere=hervorstürzen; einreißen; evtl. stürzen sie vor die Gräben hin ?), iniciunt crates (werfen Flechtwerk hinein), summa valli prensant (nehmen die höchsten Stellen des Walls ein), raro super milite (nachdem oben nur wenig Kriegsvolk; Soldaten) et quasi ob metum defixo (und sozusagen (gewissermaßen) wegen der Furcht; aus Furcht; durch die Furcht "festgehalten"; "festgeheftet" worden war; die Soldaten standen also da wie festgenagelt; wie vom Schlag gerührt). Postquam haesere munimentis (Als sie an den Schanzen hingen; an den Befestigungen), datur cohortibus signum (wird den Kohorten das Zeichen (zum Angriff) gegeben) cornuaque ac tubae concinuere (und die Signalhörner und Trompeten erklangen; ertönten). Exin (Hierauf; dann) clamore et impetu (mit Geschrei und einem Angriff; Ungestüm; in einem Ansturm; mit Gewalt) tergis Germanorum circumfunduntur (umdrängen sie die Rückseiten der Germanen; umringen sie...; medial; sie fallen also den Germanen in den Rücken; unfair!); (...) Arminius integer (Arminius unversehrt), Inguiomerus post grave vulnus (Inguiomerus nach einer schweren Wunde; Verwundung) pugnam deseruere (verließen die Schlacht); vulgus trucidatum est (die Masse; die einfachen Krieger sind niedergemacht worden), donec ira et dies (solange als der Zorn und der Tag) permansit (andauerte). Nocte  (In der Nacht) demum reversae legiones (kehrten endlich die Legionen zurück (perf. reverti; selten reversus sum; Semideponens), quamvis plus vulnerum (obwohl es noch mehr Wunden gab), eadem ciborum egestas (derselbe Mangel an Essen (wie tags zuvor)) fatigaret ((den Soldaten) zusetzte; sie erschöpfte; sie mitnahm), vim sanitatem copias (Kraft, Gesundheit, Kriegsvorräte (Mittel), cuncta in victoria habuere (all dies hatten sie im Siege).-
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Dazu wie immer v. TIPPELSKIRCH:
"So gelang dem Cäcina, was dem Varus nicht gelungen war: er stellte die Germanen zum Kampf im freien Feld. Damit war die Schlacht für die Römer gewonnen. (...) Die Schlacht an den langen Brücken wurde ein römischer Sieg. Zweitausend Jahre später wissen nur wenige noch davon. Die Varusschlacht im Teutoburger Wald überschattet den Kampf an den langen Brücken. Wären die Römer aber dort unterlegen-und sie waren sehr nahe daran!-so wäre später wohl die Varusschlacht über der Schlacht an den langen Brücken vergessen worden. Denn in der Varusschlacht gingen drei Legionen zugrunde. An den langen Brücken wären es vier gewesen."
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Toller Sieg und vor allem "cui bono"? Wo ist das Ergebnis, wo der Gewinn?-Die Römer waren ganz schön blöd, ohne Aufklärung in das Wiesental hineinzumarschieren.
Doch auch die Germanen machten Fehler. Ihre ewige Beutegier und ihre Uneinigkeit (jeder ein kleiner Anführer) führten dazu, daß der Sieg verschenkt wurde.
Ich habe damals immer gesagt: "Hört nicht auf den Inguiomerus, diesen Irren!"
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The SIR

Dienstag, 19. Februar 2013


DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (12): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI, I, 67:

An den langen Brücken

Tunc (Dann) contractos in principia (die beim Hauptquartier des Lagers Versammelten; auf dem Hauptplatz des Lagers; Goldmann) iussosque (und die, denen man befohlen hatte) dicta cum silentio accipere (die Worte mit Schweigen aufzunehmen; Caecina sagte: "Haltet das Maul und hört mir zu!") temporis ac necessitatis monet (erinnert er an die Lage und die Not; s. Throm, S 45, S. 139: Genitiv als Objektkasus bei den Verben des Erinnerns und Vergessens; Anm. admonere...de re (bei Historikern und Dichtern: rei)). Unam in armis salutem (Einzig in den Waffen (liege) das Heil; die Rettung; sic!), sed ea (doch diese) consilio temperanda (seien mit kluger Voraussicht (Einsicht) zu gebrauchen; temperare=Maß halten; lenken etc.) manendumque intra vallum (und man müsse innehalb des Walles (der Umwallung) bleiben), donec (bis) expugnandi hostes spe (die Feinde durch die Hoffnung des Eroberns; in der Hoffnung, ihn zu erstürmen) propius succederent (näher rückten); mox (dann) undique erumpendum (müsse man von allen Seiten ausfallen): illa eruptione (durch jenen Ausfall) ad Rhenum perveniri (werde zum Rhein gelangt; gelange man zu Rhein; kannten die damals schon das Lied "Warum ist es am Rhein so schön"?). Quod si fugerent (Wenn sie nun fliehen wollten), pluris silvas (mehr Wälder), profundas magis paludes (tiefere Sümpfe), saevitiam hostium superesse (und die Wildheit der Feinde bleibe übrig; gebe es nur noch...für sie; Goldmann: "so würden sie...zu überwinden haben"; im "kleinen Stowasser" findet man diese Bedeutung von "superesse" nicht!); at victoribus decus gloriam (doch den Siegern Ruhm und Ehre). Quae domi cara (Was zuhause (ihnen) teuer (lieb ist)), quae in castris honesta (was im Lager; Feldlager; Krieg ehrenvoll (ist)), memorat (daran erinnert er sie); reticuit de adversis (er schwieg (allerdings) über die Widrigkeiten; hinsichtlich der widrigen Lage). Equos dehinc (Die Pferde sodann; hierauf; von nun an), orsus a suis (anfangend bei seinen (Pferden); von "ordiri": Part. Perf. Akt.), legatorum tribunorumque (der Legaten und Tribune) nulla ambitione (ohne "Ehrgeiz"; Parteilichkeit etc.; gemeint ist: ungeachtet ihres Ranges; "ohne persönliche Rücksichten"; Goldmann; steht so nicht im Stowasser!) fortissimo cuique bellatori (jedem tapfersten Krieger; gerade; allein; nur den tapfersten Kriegern) tradit (übergibt er; überläßt er), ut hi (damit diese), mox pedes (dann die Fußsoldaten; Infanteristen) in hostem invaderent (gegen den Feind vorrückten; den Feind angriffen).---
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CAECINA macht das, was alle Feldherren gut können: eine Rede schwingen. Er redet seinen Leuten ins Gewissen. Heute würde man sagen: er macht sie "flott".
CAECINAS Plan:
Einzige Rettung liege bei den Waffen! Diese mit Verstand gebrauchen, innerhalb des Walls bleiben, warten, bis Feind rankommt, dann Ausfall und sich zum Rhein durchschlagen.
Wenn Flucht, dann alles noch viel schlimmer. (Nach dem Motto: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren!)
Mit den Germanen konnte man schließlich nicht über Pazifismus diskutieren!
Um die einfachen Soldaten zu motivieren, gibt er den tapfersten die Pferde der Offiziere-cleverer psychologischer Trick!
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Euer Imperator

Freitag, 15. Februar 2013


DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (11): TACITUS: AB EXCESSU  DIVI AUGUSTI I, 66:

An den langen Brücken

Forte (Durch Zufall; zufällig) equus abruptis vinculis vagus (ein Pferd, nachdem es die Fesseln zerrissen hatte, herumrennend; ein Pferd, das durchging, nachdem...) et clamore territus (und durch den Lärm erschreckt) quosdam occurrentium obturbavit (brachte einige der Entgegenlaufenden in Verwirrung; rannte sie über den Haufen). Tanta inde consternatio (Daher (entstand) ein so großes Entsetzen; eine derartige Bestürzung; Schrecken; Aufruhr), inrupisse Germanos credentium (der Glaubenden, daß die Germanen eingebrochen seien; durchgebrochen; eingefallen; derjenigen, die glaubten, daß...), ut cuncti (so daß alle) ruerent ad portas (zu den Toren stürzten; in Eile stürzten; eilten), quarum decumana (von denen das Haupttor; das Haupttor dieser (Tore)) maxime petebatur (besonders, hauptsächlich zu erreichen gesucht wurde; man zu erreichen versuchte), aversa hosti (abgewandt dem Feind; weil es vom Feind abgewandt war) et fugientibus tutior (und sicherer für die Fliehenden). Caecina comperto (Nachdem Caecina erfahren hatte) vanam esse formidinem (daß der Schrecken unbegründet (nichtig) war), cum tamen (weil er dennoch) neque auctoritate neque precibus (weder durch sein Ansehen noch durch Bitten), ne manu quidem (nicht einmal durch Gewalt, occ. die bewaffnete Hand; auch: Tapferkeit) obsistere aut retinere militem quiret (sich widersetzen; Widerstand leisten oder das Kriegsvolk zurückhalten konnte; quire, queo, quivi (quii), quitum=können, vermögen), proiectus in limine portae (hingeworfen auf die Schwelle des Tores) miseratione demum (durch Mitleid schließlich; erst durch Mitleid; Mitgefühl; Bedauern), quia (weil) per corpus legati (über den Körper des Legaten=Kommandeurs) eundum erat (gegangen werden mußte; weil man...gehen gemußt hätte; abundierender Konjunktiv), clausit viam (verschloß er den Weg (scil.: für die Fliehenden). Simul tribuni et centuriones (Zugleich (gleichzeitig) die Tribunen und Zenturionen) falsum pavorem esse docuerunt (unterrichteten, erg: ihre Leute, daß der Schrecken ein falscher=grundlos sei; blinder Alarm).---
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Was berichtet unser v. TIPPELSKIRCH?
"...Später lagen sie auf der feuchten Erde unter freiem Himmel; denn auch die Zelte waren verloren gegangen. Hinzu kam das Jammern und Stöhnen der Verwundeten. Hinzu kam die Angst vor dem folgenden Tag.
In solcher gespannten Atmosphäre genügt der lächerlichste Anlaß, um eine Panik auszulösen. Ein Pferd ging durch und rannte über den Haufen, was ihm in die Quere kam. Der Lärm aber ließ die weiter abseits Lagernden glauben, die Germanen griffen an. Die einen liefen zu den Waffen, andere flohen Hals über Kopf zum westlichen Tor des Lagers hinaus. Nur mit größter Mühe gelang es den Tribunen und Centurionen, die Ruhe einigermaßen wiederherzustellen. Von Cäcina selbst berichtet Tacitus, der Oberbefehlshaber hätte sich auf die Schwelle des Tores geworfen, um die Fliehenden aufzuhalten. Da ging wohl die Phantasie mit dem Historiker durch! Was hätte ihm denn in der allgemeinen Aufregung, dazu bei Dunkelheit, ein solcher Versuch eingebracht? Bestenfalls eine breitgetretene Nase-!
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Zwei Positionen stehen sich gegenüber:
1.) Die Story stimmt doch:
Ist es so undenkbar? Der Südländer liebt die Theatralik. Der antike Mensch hat viel stärker auf symbolische Gesten angesprochen als wir heute. Caecina kannte als militärischer Führer die Psychologie der Masse und wußte, wie einfache Soldaten ticken.
Hätte Tacitus, wenn er falsch berichtet hätte, nicht einen Sturm des Protestes ausgelöst und seinen Ruf als seriöser Historiker gefährdet?
2.) Alles Lüge!
Wußte Tacitus, daß dies sowieso niemand mehr überprüfen konnte?
War seine Quelle falsch? Wollte der Informand sich am Caecina für irgend etwas rächen (offene Rechnung u.dergl.)? Oder zahlte Tacitus besser, wenn die Informationen möglichst märchenhaft und spannend waren?
Oder war hier für Tacitus der Wahrheitsgehalt eher nebensächlich und wollte er hauptsächlich Spannung erzeugen, Aufmerksamkeit erregen, unterhalten und moralisieren?
Wie heißt es doch beim Dichter QUINTUS HORATIUS FLACCUS: ARS POETICA, 333 f:
Aut prodesse volunt aut delectare poetae,
aut simul et iucunda et idonea dicere vitae.
=Entweder nützen oder erfreuen wollen die Dichter
oder  zugleich sowohl Angenehmes als auch für das Leben Geeignetes sagen.
(Entweder wollen nützen die Dichter oder erfreuen,
oder uns Schönes und Lebensnahes zugleich wohl bescheren.
HORAZ: SATIREN UND EPISTELN, übertragen v. G. DORMINGER, München, 1959 (bei Goldmann), S. 137.)
Nun war Tacitus nicht Horaz. Und ich bin nicht Tacitus!- Dennoch weiß man, daß es antike Historiker mit der Wahrheit oft nicht so genau nahmen.-
So war das halt, damals im Krieg. Da wurde viel erzählt.-
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SIR R

Donnerstag, 14. Februar 2013


DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (10): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 65:

Die langen Brücken

Doch so schnell, wie v. TIPPELSKIRCH die Sache erzählt, ging es in Wirklichkeit nicht (voran). Erst einmal war Heulen und Zähneklappern auf römischer Seite:
Hören wir TACITUS:
(...) enisaeque (PPA von "eniti") legiones (Die Legionen arbeiteten sich durch; "Einer kam durch!" AdV) vesperascente die (als es Abend wurde; "als der Tag abendlich wurde") in aperta et solida (ins Freie, auf freies Gelände; und auf festen Boden). Neque is (Aber dies (war) nicht)) miseriarum finis (das Ende der Leiden): struendum vallum (ein Wall war zu bauen; mußte gebaut werden), petendus agger (Schanzmaterial mußte geholt werden; evtl: ein Damm mußte gebaut werden?), amissa ((es war) verloren (gegangen)) magna ex parte (zu einem großen Teil; größtenteils) per quae egeritur humus (durch das die Erde herausgeschafft wird=Schaufeln etc.) aut exciditur caespes (oder der Rasen ausgestochen wird=Spaten; excidere=herausschneiden); non tentoria manipulis ((es gab) keine Zelte für die Manipel=1/3 einer cohors), non fomenta sauciis (keine Verbände; Linderungsmittel für die Verwundeten): infectos caeno aut cruore cibos dividentes (die durch Schmutz oder Blut besudelten (verunreinigten) Speisen verteilend; dabei wurden...verteilt und; wobei sie...) funestas tenebras (die unheilvolle; todbringende Finsternis) et tot hominum milibus (und daß (außerdem=iam) so vielen tausend Männern) unum iam reliquum diem ((jetzt nur noch) ein einziger Tag übrig sei; nun=iam (nur noch; Goldmann) ein Tag übrig sei) lamentabantur (beklagten sie; Konstruktion: Sie beklagten sich über die Finsternis und außerdem darüber, daß...wobei Speisen verteilt wurden, die...).
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iam=adv. schon, bereits nun, jetzt; als Übergangspartikel: ferner, außerdem, nun; occ. (steigernd) vollends, sogar
non iam=nicht mehr, nicht länger
"Der kleine Stowasser"-anschaffen!
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The SIR

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (9): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 65:

Der Kampf an den langen Brücken

Plurimus circa aquilas labor (Die meiste; größte Mühe (Strapazen) (gab es) rings um die Adler; nahe bei), quae neque ferri (die weder getragen werden) adversum ingruentia tela (gegen die heranfliegenden Geschosse; ingruere=losstürzen,hereinbrechen) neque figi limosa humo poterant (noch im schlammigen Boden befestigt werden konnten; aufgepflanzt werden konnten). Caecina dum sustentat aciem (Während Caecina die Kampflinie aufrecht hielt; aufrecht zu halten versuchte), suffosso equo delapsus (vom von unten durchbohrten Pferd herabgleitend; er fiel vom Pferd, nachdem es durchbohrt worden war; armes Tier! AdV) circumveniebatur (wurde er umzingelt; besser: wäre er umzingelt worden; abundierender Irrealis!), ni prima legio (wenn nicht die 1. Legion) sese opposuisset (sich (dem Feind schützend) entgegengeworfen hätte; entgegengestellt; entgegengetreten wäre).
Dazu v. TIPPELSKIRCH:
"CAECINA versuchte verzweifelt, seine durcheinandergeratene Truppe zu ordnen und das Gefecht zu halten. Dabei geriet er selbst in höchste Bedrängnis. Sein Pferd wurde ihm unterm Leib erstochen. Inmitten einer kleinen Schar von Legionären kämpfte er um sein Leben, bis endlich der Führer einer Abteilung der 1. Legion die Not des Feldherren bemerkte und gerade noch rechtzeitig zu Hilfe kam.
Der Kampf währte noch den ganzen Tag. Zweifellos hatte ARMINIUS vor, seinen Durchbruch auszubauen und die 1. sowie die XX. Legion abzuschneiden."
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Das hätte er besser mal tun sollen, doch es kam (wie immer) anders. Seine Leute zogen es nämlich vor zu plündern. Es gab da nämlich jede Menge toller Sachen zu holen: Waffen, Schilde, Ausrüstungsgegenstände jeder Art, persönliche Habseligkeiten etc. Besonders der "gladius" (eine Art "Hightechwaffe" der damaligen Zeit) war heiß begehrt. Kaum ein Germane konnte sich nämlich ein Schwert leisten. Allesamt arme Männer (wie ich)! Ausnahme waren natürlich ARMINIUS, der ja zuvor in römischen Diensten war und ganz sicher über eine ganze Kollektion von Mordwaffen verfügte (gladius, spatha, pugio, hasta, pilum), und seine "merry fellows" (sein engstes Gefolge, sozusagen die Obergermanen).
Dazu wieder einmal v. TIPPELSKIRCH:
"Aber schon beim Ausbruch des LUCIUS CÄDICIUS aus ALISO hatten es die Germanen schließlich für besser befunden zu plündern, als zu kämpfen...So kam es, daß die einen plünderten, während wenige Schritte davon entfernt andere versuchten, eine römische Abteilung aufzuhalten. Und so kam es, daß die meisten Römer schließlich doch noch herauskamen aus dem Sumpf."
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ARMIN hätte halt seine Leute besser bezahlen sollen!
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SIR R

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (8): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI, I, 65:

Neque tamen (Trotzdem nicht; und dennoch nicht) Arminius (Armin), quamquam libero incursu (obwohl durch einen freien Angriff; erg.: es möglich gewesen wäre; obwohl er freie Bahn hatte; Goldmann), statim prorupit (brach er (mit seinen Kriegern) sofort hervor): sed ut (aber als/ wie) haesere (sie hängen blieben; festsaßen; nicht mehr loskamen) caeno (durch den Schmutz; im Morast) fossisque (und in den Gräben) impedimenta (das Gepäck; der Troß), turbati circum milites (die Soldaten ringsum in Unordnung gerieten), incertus signorum ordo ((als) die Ordnung der Feldzeichen ungewiß war; d.h. sie gerieten ebenfalls durcheinander; was für ein Chaos! AdV), utque tali in tempore (und wie in einer solchen Lage; erg: es üblich ist; zu geschehen pflegt), sibi quisque properus (jeder für sich eilig; jeder hatte es auf einmal besonders eilig, um die eigene Haut zu retten) et lentae adversum imperia aures (und unempfindliche Ohren gegenüber den Befehlen (hatte); taube Ohren; Goldmann), inrumpere Germanos iubet (befiehlt er, daß die Germanen "einbrechen" (scil. in die Römer) sollen; er befiehlt den Germanen, auf die Römer loszustürzen), clamitans (rufend; und rief; indem er rief; wobei er rief) 'en Varus (seht, Varus) eodemque iterum fato (und durch dasselbe Geschick (Schicksal) zum zweiten Mal) vinctae legiones (die besiegten Legionen)!' simul haec (gleichzeitig dazu; mit diesem; gleichzeitig; zugleich dies rufend; bezogen auf "clamitans"), et cum delectis (und mit Ausgewählten; Elite) scindit agmen (spaltet er das (röm.) Heer; durchbricht er das Heer; schlägt er eine Bresche in...) equisque maxime vulnera ingerit (und bringt besonders den Pferden Wunden bei).-
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Arminius, nicht so blöd wie die Römer, wartet, bis diese im Schlamm versinken. Dann schlägt er los. Eiskalt, konsequent und ohne lange zu fackeln. Was für ein furioser Angriff!
Armin war ein guter Mann!
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Bei v. TIPPELSKIRCH lesen wir:
"Die Germanen kannten die Stellen, wo der Sumpf gangbar, wo das Wasser flach genug war, um an den Damm heranzukommen. So wurde die Lage für die I. und XX. Legion sehr schnell verzweifelt. Die V. und die XXI. Legion konnten auf dem schmalen Damm ihren Kameraden nicht zu Hilfe kommen. Die bedrängten Legionen selbst konnten sich in der Enge nicht entfalten. Sie standen in zwei dünnen Linien rechts und links des Dammes, oftmals bis zu den Knien oder bis zum Gürtel in Wasser und Sumpf. In ihrem Rücken, auf dem Damm, versuchten die Fuhrleute und Treiber ihre Wagen und Tragtiere voranzubringen."
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"Schöner Mist!" wird so mancher Legionär geflucht haben.
Ob es wohl damals schon Werbeplakate gab? Vielleicht mit folgendem oder ähnlichem Wortlaut "Komm' in die Legion! Erlebe was! Für Unterhaltung ist gesorgt!"
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SIR R.

Mittwoch, 6. Februar 2013


DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (7): DIE LANGEN BRÜCKEN (3): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 65: Nox per diversa...

Es folgte eine unruhige Nacht. Die Germanen taten dies, was sie neben dem Kämpfen am besten konnten: fressen, saufen und gröhlen. Das Tal und die Wälder waren von den Freudengesängen der Germanen erfüllt. Wahrscheinlich sangen sie allesamt falsch nach einigen Bieren zuviel.
Ganz anders die Stimmung bei den Römern: Von Party keine Spur. Wahrscheinlich "ging ihnen die Muffe eins zu tausend"!
"Nox (die Nach) per diversa (aus verschiedenen Gründen) inquies ((war) unruhig), cum barbari (als/ weil die Barbaren) festis epulis (bei Festmahlen), laeto cantu (mit fröhlichem Gesang) aut truci sonore (oder mit wildem Lärm) subiecta vallium (die Niederungen; Talgründe; subiectus=unterhalb liegend) ac resultantis saltus (und die wiederhallenden Waldberge) complerent (erfüllten), apud Romanos (bei den Römern) invalidi ignes (schwache Feuer), interruptae voces (unterbrochene Laute), atque ipsi (und sie selbst) passim adiacerent vallo (lagen überall am Wall), oberrarent tentoriis (irrten bei den Zelten herum), insomnes magis (mehr schlaflos) quam pervigiles (als wachsam)."
Man sieht: ARMINIUS wußte für Stimmung zu sorgen. Immer lustig!
Der Feldherr der Römer dagegen hatte keine "sweet dreams". Er träumte nämlich, daß der unglückliche VARUS blutbefleckt aus dem Sumpf auftauchte, ihm die Hand entgegenstreckte und ihn rief.
Welcome to your nightmare!
"Coepta luce (Bei Tagesanbruch; "bei begonnenem Licht") missae in latera legiones (die auf die Seiten gestellten Legionen), metu an contumacia (aus Furcht oder Eigensinn; Trotz; Widerspenstigkeit), locum deseruere (verließen den Platz; Ort), capto propere campo (nachdem eilig ein Feld besetzt worden war) umentia ultra (jenseits der Sümpfe)."
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Die hatten halt keine Lust mit nassen Füßen zu kämpfen.
Dazu v. TIPPELSKIRCH:
"Tacitus war kein Soldat; mag sein, daß er darum den wahren Grund für den Abmarsch der Flügellegionen nicht erkannte. In der Tat hatte ihr Abmarsch unmittelbar keine schlimmen Folgen für die beiden anderen Legionen, denn die Germanen nutzen den Abzug der Legionen an den beiden Flügeln nicht aus--"
Doch ARMINIUS war ja nicht blöd. Er griff erst an, als sich die Ordnung der Römer aufzulösen begann.
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ARMINIUS war ein guter Mann und ein fähiger Anführer. Hätte bei ihm sofort mitgemacht. Leider 2000 Jahre zu spät!
ARMINIUS hatte Charisma und "fortune". Dies geht unseren heutigen Politkern oft ab. (Anm. der Anm: Gegen einen Mann wie Arminius wirken sie deshalb eher wie traurige Witzfiguren. Sad, but true!)
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SIR R

Dienstag, 5. Februar 2013


DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (6): AN DEN LANGEN BRÜCKEN (2): TACITUS, AB EXCESSU DIVI AUGUSTI, I, 63f.: Caecina dubitanti...

"Caecina dubitanti (Dem zweifelnden Caecina; der im Zweifel war), quonam modo (auf welche Art denn) ruptos vetustate pontes (die durch Alter zerbrochenen Brücken) reponeret (er sie wiederherstellen sollte) simulque (und zugleich) hostes propulsaret (die Feinde zurückschlagen könnte/ sollte), castra metiari (ein Lager abzustecken) in loco (an der Stelle) placuit (gefiel ihm; bezogen auf "Caecina dubitanti"), ut opus (damit sie die Arbeit; das Werk; scil. an den Brücken) et alii proelium inciperent (und andere den Kampf beginnen konnten)."
TACITUS, I, 63.
Alles schön und gut, doch die Germanen hielten nicht viel vom Aktivismus und von den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Römer und griffen immer wieder an. Besonders auf die Schanzarbeiter hatten sie es abgesehen. Für die Legionäre, denen das Wasser schon fast bis zum Hals stand und die immer mehr im morastigen Gelände versanken, wurde es zunehmend ungemütlich.
"Et cuncta (Und alles) pariter Romanis adversa (war für die Römer in gleicher Weise ungünstig; widrig): locus uligine profunda (ein Ort von "tiefer Feuchtigkeit"; mit einem tiefen Morast), idem ad gradum instabilis (derselbe=ebenso für den Schritt instabil; schwankend), procedentibus lubricus (schlüpfrig für die Vorwärtsschreitenden); corpora gravia loricis (die Körper schwer durch die Brustpanzer); neque librare pila (und auch nicht die Pilen=Wurfspeere schwingen; im Gleichgewicht halten) inter undas poterant (konnten sie zwischen den Gewässern). Contra Cheruscis sueta (Dagegen; hingegen (waren) den Cheruskern gewohnt) apud paludes proelia (Kämpfe in den Sümpfen), procera membra ((sie hatten) hohe; hochgewachsene; schlanke Glieder= Körper), hastae ingentes (ungeheuer große Lanzen) ad vulnera facienda (um Wunden zu machen=verursachen, schlagen) quamvis procul (wenn auch noch so (sehr); obgleich aus der Ferne, von fern=aus jeder beliebigen Entfernung!)"
TACITUS, I, 64.
Dann kam die Nacht. Doch die Germanen legten sozusagen eine Nachtschicht ein und leiteten die Bäche von den Höhen in die Niederungen. Dies hatte zur Folge, daß aufgeworfene Erde und Verschanzungen weggeschwemmt wurden. Doppelte Arbeit für die Legionäre. Doch Caecina blieb "cool". Schließlich hatte er schon 40 Dienstjahre auf dem Buckel und einiges erlebt.
"Quadragesimum id stipendium (Das 40. Dienstjahr) Caecina (C.) parendi aut imperitandi (des Gehorchens und Kommandierens="teils in niedrigen, teils in höheren Stellen", Goldmann) habebat (hatte), secundarum ambiguarumque rerum sciens (der günstigen und der schwankenden; mißlichen; unsicheren Verhältnisse kundig; erfahren in...) eoque interritus (und daher unerschrocken; unerschütterlich; "cool"; sagte ich doch!)."
TACITUS, I, 64.
Hören wir, was "Freund" v. TIPPELSKIRCH zu verkünden hat:
"Am nächsten Tag mußten die Arbeiten an den Brücken und Dämmen fortgesetzt werden. Wiederum mußten Sicherungstruppen hinein in Dickicht und Sumpf. Dort wimmelte es jetzt nicht nur von Schlangen und Mücken, sondern auch von nackten, rötlich blonden Schlagetoten. Und noch eins kam hinzu: die Pfützen und Tümpel waren über Nacht größer geworden. An vielen Stellen, wo gestern noch fester Grund gewesen war, erstreckte sich nun ungangbarere Sumpf. Es war ein Rätsel. Denn das Wetter war noch immer trocken und warm. Es blieb ein Rätsel, bis die Legionäre in der kommenden Nacht wiederum Axtschläge, und diesmal in größerer Nähe vernahmen. Da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen: die Germanen fällten Bäume, um mit ihnen die Bäche und den Fluß aufzustauen. Darum stieg das Wasser! Darum wurde Sumpf, was vordem Weg gewesen war."
Clever, meinen wir!
Doch was tat Caecina. Er überlegte erst einmal. "Was tun", sprach Zeus. Dann kam ihm die rettende Idee. Er mußte den Feind in den Wäldern aufhalten, um Zeit für den Abtransport der Verwundeten und der schweren Teile des Heereszuges zu gewinnen. Also stellte er zwischen den Sümpfen und den Bergen eine schmale Kampflinie auf:
"nam medio montium et paludum (denn in der Mitte zwischen den Bergen und den Sümpfen) porrigebatur planities (erstreckte sich; dehnte sich eine Ebene aus), quae tenuem aciem pateretur (die eine dünne Kampflinie zuließ). Deliguntur  legiones (Die Legionen werden ausgewählt; als Legionen) quinta dextro lateri (die fünfte für die rechte Seite) undevicesima in laevum (die 19. nach links), primani ducendum ad agmen (die Soldaten der ersten Legion, um den Heereszug zu führen) vicensimanus adversum secuturos (die 20. gegen die Verfolger; Nachfogenden)."
TACITUS I, 64.
Man sieht, die Römer waren Sicherheitsdenker ("controlfreaks" würden wir heute sagen). Ihre Stärke lag in der Ordnung und im Drill. Dies garantierte für Sicherheit und erhöhte Schlagkraft-jedenfalls in der Theorie. Doch, wie wir alle wissen, ist die Realität ein wenig anders als die Marlboro-Werbung. Das zeigt die "clades Variana" ganz deutlich. Und auch hier (in unserem Beispiel) war es recht brenzlig.
Manöverkritik: Es ist ein grober Planungsfehler, die Marschroute durch ein sumpfiges Wiesental zu wählen. Daß die langen Brücken längst verrottet waren, hätte man wissen müssen. Wenn man schon so blöd ist und da durchmarschiert, hätte man vorher ordentlich aufklären sollen, d.h. mit Reitern (Aufklärern) die Wälder durchkämmen müssen. Sonst wird das nix, Mister Caecina!
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Euer Imperator (der das alles besser gemacht hätte, und zwar mit deutscher Gründlichkeit!)


Montag, 4. Februar 2013


DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (5): AN DEN LANGEN BRÜCKEN (1): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 63: Mox reducto ad Amisiam...

Mittlerweile war es Herbst geworden und das Wetter wurde immer schlechter. Es war Zeit für die Flotte, sich auf den Heimweg zu machen. GERMANICUS beschloß daher, zum Schiffslager an der EMS zu marschieren. Wahrscheinlich führte ihn sein Weg durch die Senke zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge hindurch in Richtung auf das heutige Osnabrück. Überall gab es Auwälder und Sümpfe. Das war sicher nicht lustig und keine vergnügliche Klassenfahrt. Endlos, das ist der Marsch!
Dann gelangte das Heer an den Fluß HASE, wo das Land der CHAMAVEN begann. Diese waren ein Teilstamm der CHAUKEN.
Vom Lager an der EMS kam schließlich dem UNTEREN HEER auf der HASE ein Flotte von Kähnen entgegen, die Proviant geladen hatten. Von da sollte das UNTERE HEER nach VETERA zurückgeführt werden. Der Chef des Vereins war der schon erwähnte LEGAT CAECINA.
Das OBERE HEER hatte es besser erwischt. Es sollte per Schiff zurückfahren.
Dann wurde wieder einmal marschiert. Marschrichtung: Südwest. Endlos ist der Marsch!
1. Marschtag: durch offenes Gelände; Marschlager in der Nähe bewaldeter Höhenzüge
2. Marschtag durch die Wälder; am Nachmittag: Meldung durch Reiterspitze, man habe DIE LANGEN BRÜCKEN erreicht.
Diese bestanden aus Knüppeldämmen und Brücken durch ein langgezogenes, versumpftes Wiesental hindurch, das von bewaldeten Höhen begrenzt war. Das Tal war an manchen Stellen sehr eng, an anderen breit (bis zu 3 km). Durch das Tal hindurch floß ein kleiner Fluß, der sich immer wieder verzweigte. Von den Höhen flossen Bäche herab, die in diesen mündeten.
Gebaut hatte die Anlage der STATTHALTER LUCIUS DOMITIUS AHENOBARBUS (um die Zeitenwende). Seitdem war sie mehr oder weniger zerfallen. Deswegen mußte sie erst einmal instand gesetzt werden. Also: die Werkzeugkoffer auf!
TACITUS berichtet Ann. I, 63:
"Mox reducto ad Amsiam exercitu (Nachdem dann (hernach) das Heer an die Ems zurückgeführt worden war), legiones classe (die Legionen durch die Flotte), ut advexerat (wie er sie herbeigebracht hatte), reportat (bringt er sie zurück). Caecina (C.), qui suum militem ducebat (der sein Heer führte), monitus (gemahnt), quamquam (obwohl) notis itineribus (auf bekannten Wegen) regrederetur (er zurückkehrte), pontes longos (die langen Brücken) quam maturrime superare (möglichst zeitig; schnell; zu überschreiten). Angustus is trames (Dieser (war) ein enger Seitenweg; Pfad) vastas inter paludes (zwischen weiten Sümpfen) et quondam (und einst) a L. Domitio (von L. Domitius) aggeratus (dammartig aufgeschüttet; aufgedämmt). Cetera limosa (Das Übrige war schlammig; schlammiges Erdreich), tenacia gravi caeno (zäh durch "schweren Schmutz"=zäher,  tiefer Morast) aut rivis incerta erant (oder aufgrund von Bachläufen unsicheres Gelände); circum silvae paulatim adclives (ringsum gab es allmählich ansteigende Wälder), quas tum ARMINIUS implevit (die damals; jetzt; Arminius "ausfüllte"=besetzt hielt; Goldmann), compendiis viarum (auf kurzen Wegen; Richtwegen; wörtl: "auf Ersparnissen/ Vorteilen der Wege") et cito agmine (und durch schnellen Marsch) onustum sarcinis armisque militem (unser durch (Marsch-)Gepäck und Waffen beladenes Heer) cum antevenisset (weil er ihm=dem Heer zuvorgekommen war)."
VON TIPPELSKIRCH erzählt an dieser Stelle die Geschichte eines SIGNIFERS der XXI. LEGION, der den Auftrag hatte, mit 10 Mann den rechten Talrand auszukundschaften. An einem Tümpel sahen die Legionäre eine mindestens 2 Meter lange Ringelnatter. Das Tier verweilte kurz. Dann verschwand es wieder im Tümpel. Zunächst dachten die Legionäre, die Schlange sei vor ihnen geflohen. Doch dann hörten sie, wie sich etwas im Schilf bewegte. Dann flog ein Wurfspeer und ein Horn ertönte. Es waren die Germanen.
In der darauffolgenden Nacht sahen die Posten des Lagers die Wachtfeuer der Germanen.
Es muß eine unheimliche Stimmung gewesen sein!-Willkommen im schönen Germanien!
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Der Imperator