Dienstag, 13. August 2013


DAS BEINHARTE TRAINING DES "LATE ROMAN CAVALRYMAN"

"Constant drill is of the greatest value to the soldier, says the STRATEGIKON, and training in the cavalry seems to have been fairly rigorous throughout this period."
VEGETIUS weist darauf hin, daß das Training der Infanterie sich verschlechtert habe, während das der Kavallerie gleichzeitig besser geworden sei.
Das Training des "cavalryman" war komplexer als das des Infanteristen, da er mit seinem Pferd eine Einheit bilden mußte. Darüber hinaus mußte er eine Vielfalt von "skills" erlernen:
"The new cavalryman had to learn and perfect weapon-handling skills using swords, javelins and light lances while both mounted and dismounted, and from the mid-5th century archery also became a required skill."
Im STRATEGIKON erfahren wir weiter, daß der "cavalryman" über diese Fähigkeiten verfügen mußte:
"...that the soldier should 'shoot rapidly mounted on his horse at a run, to the front, the rear, the right and the left'."
Außerdem mußte er das schnelle Auf-und Absitzen beherrschen.
Bei ARRIAN, TACTICA lesen wir, daß ein "cavalryman" in der Lage war in vollem "outfit" auf sein rennendes Pferd zu springen. Daher rät VEGETIUS, das Aufspringen auf hölzerne Pferde mit und ohne Rüstung. (Das sollte man auch in heutigen Reitvereinen einführen. Wäre bestimmt lustig.)
VEGETIUS berichtet weiter, daß die Kavalleristen so fit waren, daß sie von beiden Seiten auf das laufende Pferd aufspringen konnten-und das mit gezogenem Schwert oder mit Speeren in den Händen!
"'By assiduous practice in th leissure of peace, their cavalry was brought to such perfection of discipline that they mounted their horses in an instant even amidst the confusion of sudden and unexpected alarms.'"
Dann mußten diese Fähigkeiten "einexerziert" werden: über Hindernisse springen-über unebenes Terrain reiten-im Keis reiten-Kehrtwendungen-schnelle Stops.
Laut VEGETIUS gab es dann noch Nachschlag: 20-Meilen-Ritt, und das 3mal im Monat. Außerdem noch dies: Verfolgung-Rückzug-Angriff über verschiedene Geländearten. Ganz schön viel!
Neben dem "rapid manoeuvering in open level country" mußte man auch "hilly, thick and rough ground" bewältigen sowie fähig sein hügelaufwärts und -abwärts zu reiten.
VEGETIUS hält es für eine gute Idee, all dies bei heißem Wetter zu tun. Ob die Reiter dies auch für eine tolle Idee hielten, weiß ich nicht.
ARRIAN beschreibt in seinen "TACTICA" mannigfaltige Manöver. Dabei betont er das Operieren im Team und das "fluid skirmishing" und die "importance of standards in keeping the units together" sowie das "doubling back and wheeling". Dabei war es Ziel, daß "no confusion in the ranks" entstand.
Das Training im 6. Jh. war, obwohl die Bewaffnung sich veränderte, ganz ähnlich dem, wie es ARRIAN beschreibt, der vor dieser Periode schreibt.
"Drills including opening and closing ranks, charging, pusuing, turning and wheeling; as the following passage shows, cavalry manoeuvre remained fast and fluid."
In dieser Passage wird beschrieben, wie ein "bandon" (Einheit von 300 Mann) gedrillt wird. Die Mehrzahl sollte sich in gelockerter Ordnung formieren. Auf jeder Flanke sollten eine Reihe von jeweils 10 Reiter in geschlossener Ordnung Aufstellung nehmen. Ein paar Soldaten sollen sich gegenüber aufstellen, um den Feind zu simulieren. Dann sollen die Reiter in der Mitte schnell vorrücken und nach einer oder zwei Meilen sich für die Hälfte der Distanz wieder zurückziehen. Dabei sollen sie "three or four quick charges to the right and to the left" machen "and then circle back again". Dann begeben sie sich wieder in die Ausgangsposition
"between the two close-order groups, and together with them they ride out as if to encounter a pursuing enemy.'"
Für Unterhaltung war, wie man sieht, gesorgt. Langweilig wurde es einem dabei bestimmt nicht.
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Das war das harte Training des "late Roman cavalryman". DAS WAR NICHT "HANNI UND NANNI AUF DEM REITERHOF"!
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NACH SIMON MAC DOWALL.
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R. (education and drill)

Samstag, 10. August 2013


SPÄTRÖMISCHE KAVALLERIE (1): NACH SIMON MAC DOWALL

"...and eventually it was the horseman who became the central figure in Roman armies."

Das späte Römische Reich sah sich gezwungen, seine Kriegsführung völlig zu verändern:
"The twilight of the Roman Empire saw a revolution in the way war was waged."
Diese bestand darin, daß die Bedeutung der Infanterie gegenüber der Kavallerie abnahm:
"The drilled infantryman...was gradually replaced by the mounted warrior."
Dieser Wechsel ging allerdings nicht von heute auf morgen vonstatten. Noch im 3. und 4. Jh. unterstützte die Kavallerie die Infanterie. Im 6. Jh. allerdings wurden diese Rollen vertauscht:
"...in the 6th century, the situation had been completely reversed..."
MAC DOWALL nennt den spätrömischen Kavalleristen  den "precursor of the medieval knight"!
Die Situation im 3 Jh: Nicht gut! Überall Chaos und Niedergang. Druck auf die Grenzen. Immer wieder wurde der LIMES durchbrochen. Das alte System, das auf der Infanterie beruhte, war nicht mehr geeignet, um mit der neuen Situation fertigzuwerden. Kam es zu einem Durchbruch (meist schnelle "raids" kleiner Gruppen), gab es oft keine Eingreifreserve oder die von der Grenze abgezogenen VEXILLATIONES kamen einfach zu spät am Ort des Geschehens an. Der Feind (GOTEN, FRANKEN, ALEMANNEN) war schlicht und ergreifend schneller und ward nicht mehr gesehen. GALLIENUS (253-68) handelte und schuf reine Kavallerieeinheiten, die wahrscheinlich aus der alten Legionsreiterei geschaffen wurden. Diese wurden EQUITES PROMOTI genannt, waren 500 Mann stark pro Einheit und erhielten einen höheren Status. Hinzu kamen noch folgende PLÄNKLER:
EQUITES DALMATAE, EQUITES MAURI, möglicherweise zusammen mit den schwereren EQUITES SCUTARII.
DIOCLETIAN schließlich hatte einen COMITATUS (Feldarmee), der wie folgt aufgestellt war:
1.) VEXILLATIONES: PROMOTI ET COMITES
2.) 3 LEGIONES: LANCIARII, IOVIANI, HERCULANI.
(Ganz schön kompliziert!)
"In the long run" hat das aber alles nichts genützt und nur den UNTERGANG hinausgezögert. Doch bis dahin mußte man sich ja irgendwie beschäftigen und bei Laune halten.-
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SIMON MAC DOWALL: LATE ROMAN CAVALRYMAN, AD 236-565, illustrated by CHRISTA HOOK (tolle Zeichnungen von hohem künstlerischem Wert; macht richtig Spaß, diese zu betrachten!), by OSPREY Publishing, Elms Court, Chapel Way, Botley, Oxford, 1995-2003, S.3 f.
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R.

Freitag, 9. August 2013


DIENSTZEIT UND BESOLDUNG DES LEGIONÄRS: NACH COWAN/ MC BRIDE

Bis 31 v: 6 Jahre, jedoch kontinuierliche Verlängerung durch AUGUSTUS
14 n: Ansiedlung von VETERANEN und Beschlagnahmung von Land (s. DIO, 54.25.4-5)
Diese Veteranen waren in die neuen kaiserlichen Legionen eingetreten und hatten schon 16 Jahre Dienst "auf dem Buckel".
Obergrenze im 3. und 2. Jh. v: 16 Jahre (s. POLYBIOS, 6, 19, 2; und der mußte es schließlich wissen, nahm er doch im Stabe SCIPIOS am 3 . punischen Krieg teil)
13 v: Legionäre mußten nun 16 Jahre Dienst "schieben" (formale Festschreibung). Dafür gab's dann auch ein dickes Entlassungsgeld. Allerdings hatte man danach noch das zweifelhafte Vergnügen, auf seine alten Tage 4 Jahre im VEXILLUM VETERANORUM "herunterzureißen". Da konnte man nur hoffen, daß dies ein Altherrenverein war, in dem es etwas gemütlicher zuging. Sicher wurde da mehr Wein getrunken und gewürfelt als gekämpft sowie über die "alten Tage" geredet, wo ja bekanntlich alles viel besser war.
5-6 n: Verlängerung der Dienstzeit auf 20 Jahre.
PRAEMIA MILITIAE: Wird auf 12 000 Sesterzen (3000 Denare) hochgesetzt. Da konnte man viel in die CAUPONA zu Wein und den "Töchtern der Venus" (PÖRTNER ?) gehen.
Viele Soldaten mußten dann in der Folgezeit noch länger Dienst tun. Grund: die großen Eroberungen in Mitteleuropa. Dies führte 14 n. zu Aufständen.
Dazu TACITUS, Annalen, 1, 17:
"Allenthalben habe man so viele Jahre lang...den Fehler gemacht, daß sie 30 oder 40 Dienstjahre als alte Männer und die meisten mit einem durch Verwundungen verstümmelten Körper ertragen müssten. Nicht einmal für die Entlassenen gebe es ein Ende des Dienstes, vielmehr müßten sie, in der Reserve stehend, unter einem anderen Namen die gleichen Strapazen erdulden."
Na toll!-Ich stelle mir vor, wie so mancher alte Haudegen weinselig in der Kneipe der Lagervorstadt über seine Kriegsverletzungen erzählt, oft mehr Dichtung als Wahrheit. Immer nach dem Motto: Wir damals, wir waren noch echte Männer.
Mitte des 1 Jh: 25 Jahre (auch nicht gerade wenig).
Da die Entlassungen alle zwei Jahre stattfanden (also in den "geraden" Jahren), mußten manche 26 Jahre dienen. Dumm gewürfelt!
Grundgehalt des Legionärs:
14 n: 900 Sesterzen (225 Denar) pro Jahr. Auszuzahlen in drei Raten. Die wußten schon warum! Bei der Liebe der Legionäre zu "wine, women and song" wäre nämlich bald Ebbe in der Kasse gewesen und "no more money in the bank".
Entlassungsprämie: 12 000 Sesterzen (3000 Denar).
Unteroffiziere/ Spezialisten:
anderthalbfacher Sold=SESQUIPLICARII
doppelter Sold=DUPLICARII
Ausrüstung, Kleidung, Verpflegung, Bestattung (auch das noch!) wurde vom Sold abgezogen. Eine bestimmte Summe wurde in der Kriegskasse verwahrt (eine frühe Form der Sparkasse). Die "banker" waren die SIGNIFERI (s. VEGETIUS, EPITOMA, 2, 20)
Erhöhungen des Solds: Ist nicht! Erst nach DOMITIAN (81.96 n.) wieder.
Oft wurde sogar weniger bezahlt, dafür gab's dann auch keine Entlassungsgelder (Ironie) oder nur einen Acker, den keiner haben wollte (s. TAC., Ann. 1, 17). Der Dank des Imperiums und der Welt Lohn. Schön!
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R.

ZENTURIEN UND ZENTURIONEN: NACH COWAN/ MC BRIDE
Aufteilung der centuria:
a) prior=Front
b) posterior=hinten
Aufteilung in Klassen:
a) pili
b) principes
c) hastati
Legion (bis ins 2. Jh. v.): 30 MANIPEL zu jew. 160-120 Mann; 2 CENTURIONES (ein älterer und ein jüngerer; der ältere hatte das Kommando, wie auch später der CENTURIO PRIOR dem CENTURIO POSTERIOR übergeordnet war)
PILI-CENTURIONES: offenbar die ranghöchsten in der COHORS; dann die PRINCIPES und HASTATI (Unterschied vermutlich auf Dienstalter bezogen, nicht auf tatsächlichen Rang)
PRIMI ORDINES:=CENTURIONES der COHORS PRIMA; hatten eindeutig "mehr zu melden"
PRIMUS PILUS:="erster Wurfspieß"; der ranghöchste
in dessen Kohorte: der AQUILIFER (höchster Feldzeichenträger); er trug die Adlerstandarte (wichtig für Identität und Moral); in ihr wohnte der GENIUS=Schutzgeist der LEGIO!
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Das Reich sei mit euch!
R.

Freitag, 2. August 2013

QUAEDAM FACTA DE RE MILITARI

Dazu dieses sehr zu empfehlende Buch:
ROSS COWAN/ ANGUS MC BRIDE: RÖMISCHE LEGIONÄRE (Republik (58 v.-69 n. Chr.) und Kaiserreich (161-284 n. Chr.))
Ross Cowan PhD; Diss: Aspects of the Severan Field Army AD 193-238 (Schwerpunkt: Prätorianer; Legio II Parthica)
(Auf dem abgedruckten Bildchen macht Cowan einen recht sympathischen, wenn auch schmächtigen Eindruck. Ich bezweifle daher stark, daß man ihn in die "Severan Field Army" eingestellt hätte.
Die Illustrationen von Mc Bride sind nicht schlecht, aber m. E. übertrieben und reißerisch! Die Legionäre sehen allesamt untersetzt und vollgefressen aus. Die meisten machen mir einen äußerst stupiden bis debilen Eindruck (homo robustus in Legionärsrüstung-bestenfalls!). Ich stelle mir die Legionäre etwas anders vor (sorry!): eher klein, drahtig, Haut und Knochen, früh verbraucht; natürlich gab es auch robuste Typen der Sorte "haudrauf", es gab lange, kleine, dickbäuchige, normale also alles (so macht MARCUS CAELIUS auf seinem berühmten Grabstein einen relativ "normalen" Eindruck!)-Der römische Legionär mußte lesen und schreiben können, um die schiftlichen Befehle verstehen zu können. Auch war die "res militaris" eine recht komplizierte Angelegenheit. Da brauchte man keine "Dummies", wie Mc Bride sie zeichnet. Natürlich gab es auch solche Typen, doch nicht durchgehend. Sorry, Mr. Mc Bride, ich bin da etwas anderer Meinung.)
INHALTSVERZEICHNIS: Teil 1: Einführung-Chronologie- Bildung der kaiserlichen Legionen-Organisation, Größe und Kommando der Legion-Rekrutierung-Ausbildung (war nicht lustig; R.)-Länge der Dienstzeit-Besoldung-Führung und Moral-Glauben und Zughörigkeit-Sacramentum, Auszeichnung und Strafen-Kleidung und äußeres Erscheinungsbild-Ausrüstung-Das Alltagsleben auf dem Feldzug-Die Schlacht-Websites-Glossar-Lit.verzeichnis-Komm. zu Farbtafeln-Teil 2: Einführung-Chronologie- Bildung neuer Legionen 161-284 n. Chr.-Dienstbedingungen in den Legionen-grundlegende Organisation und Kommando-Elitelegionäre-Ausrüstung-Schlacht-nach der Schlacht-Websites-Glossar-Lit.verzeichnis-Komm. zu den Farbtafeln
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ET NUNC NONNULLA FACTA: "IMPRESSIO PRIMA"
ad I, Punkt 3: nach Actium (31 v.): etwa 60 Legionen-Siedlungsprogramm des Augustus für Veteranen- Augustus kürzte die Zahl der Legionen auf 28 (er behielt vor allem die von Caesar ausgehobenen und die angesehensten des Antonius)-vorher: Legionen werden für bestimmte Kriege aufgestellt, Entlassung nach 6 Jahren; jetzt: Berufssoldaten, lange Dienstzeit (s. SUETON, Aug., 49); feste Dienstzeiten, Soldsätze, Entlassungsgelder-die Legionen waren keine Bürgermilizen mehr-nur Augustus hatte das Recht, neue auszuheben-Legionen von Augustus abhängig; erhielten Sold von ihm; nur noch ihm gegenüber zur Loyalität verpflichtet!
ad I, Punkt 13 (Ausrüstung), Unterpunkt 1: Pilum:
entscheidende Waffe des röm. Legionärs-Zungen-u. Tüllenpilen-schwerer Wurfspeer, 2 m, langer Eisenschaft, pyramidenförmige oder runde Spitze-kurze Reichweite-Ziel: Durchdringung von Schild, Panzer, Mann-verheerende Wirkung-Pilensalve schafft Voraussetzung für den Kampf mit dem gladius-kürzere und leichtere Pila: vermutlich von Plänklern benutzt-Zungenpila aus dem augusteischen Kastell Oberaden (2 kg), mit Teil der Holzschäfte erhalten-Funde aus Valencia, späte Republik: kräftigere Schäfte, schwerer-manche Pila: mir rundem Gewicht (Blei?); von den Prätorianern benutzt (s. Relief des zerstörten Claudiusbogen, Rom, anläßlich der Eroberung des südl. Britanniens)-schwere Pila: wogen mind. 50 % mehr-Verlust an Reichweite (max. 30 m), jedoch größere Durchschlagskraft-Erhöhung der Schlagkraft.
Bilder: Pilumspitze aus Kalkriese, 9 n. Chr. (Varusschlacht im Osnabrücker Land, Museum und Park Kalkriese)-Pilumzwingen, Kalkriese, 9 n.Chr. (Varusschlacht im Osnabrücker Land, Museum und Park Kalkriese))-Geschosse aus Kalkriese, 9 n. Chr. (...) leichter Speer, zwei Speerspitzen; drei Geschossbolzen, Pilumzwinge und Lanzenschuh (Varusschlacht im Osnabrücker Land, Museum und Park Kalkriese)-Mainzer principia-Relief (leicht bewaffneter Legionär (Landesmuseum Mainz))
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Ein Königreich für ein Pilum!
R.