Mittwoch, 2. Dezember 2015

DAS RÖMERLAGER NEUSS


Das Lager bei Neuß ist unmittelbar an der Stadt unserer Zeit gelegen, welche heute "Grimlinghausen" genannt wird, und zwar an demselben Platz, wo der Fluß Erft in den Rhein einmündet. Der Ort selbst war sehr günstig, weil dort (von dort) die Angriffe und Einfälle der Germanen sehr leicht (deutlich) gesehen werden konnten. Der alte Name dieser Gegend ist von der alten Sprache der Kelten abgeleitet und bedeutet Sumpf, Feuchtigkeit, überhaupt Wasser. Zuerst befestigte die 20. Legion ein aus Erde und Holz gebautes (gemachtes) Lager (ein Lager, das aus...), von dem bis auf den heutigen Tag "nichts Übriges" (nichts "des Übrigen"; gen. partitivus) gefunden worden ist. Später (In späteren Jahren) ist das Lager umgebaut und von neuem aus Steinen aufgebaut worden.

NOVAESIUM

CASTRA APUD NOVAESIUM SUB CIVITATEM NOSTRAE AETATIS SITA EST, QUAE HODIE "GRIMLINGHAUSEN" NOMINATUR, ET EODEM LOCO, UBI "ERFT" FLUVIUS IN RHENUM INFLUIT. LOCUS IPSE MULTUM OPPORTUNUS ERAT, QUOD ILLIC (INDE) IMPETUS INCURSIONESQUE GERMANORUM PERFACILE PERSPICI POTERANT.  NOMEN ANTIQUUM HORUM LOCORUM AB LINGUA VETERE CELTARUM DUCTUM EST AC PALUDEM, UMOREM, OMNINO (DENIQUE; IN SUMMA) AQUAM SIGNIFICAT. PRIMUM LEGIO VICESIMA CASTRA E TERRA (EX HUMO) ET LIGNO FACTA COMMUNIVIT, DE QUIBUS USQUE AD HUNC DIEM NIHIL RELIQUII REPERTUM EST. POSTEA (POSTERIORIBUS ANNIS) CASTELLUM COMMUTATUM ATQUE DENUO E LAPIDIBUS AEDIFICATUM EST.

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TEXT BY DECURIO (COPYRIGHT)

QUELLE: F. CRAMER: DEUTSCHLAND IN RÖMISCHER ZEIT.

DAS LAGER VETERA

Das Lager Vetera, gelegen an der Mündung der Lippe, nahe der Stadt, die heute Xanten (=zu den Heiligen) genannt wird, war zu den Zeiten des Kaisers Claudius ein mit zwei Legionen befestigter Platz, und zwar mit der 5. und 15., von denen die letzte ("deren letzte") um (gegen) das Jahr 40 dorthin kam. Unter dem Kaiser Augustus ist das Lager fünfmal umgebaut worden (von neuem aufgebaut worden). In den späteren Zeiten gründete hier der Kaiser Trajan eine Stadt.

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VETERA CASTRA

VETERA CASTRA, ad Lupiae os sita, prope civitatem, quae hodie XANTEN (=ad sanctos) nominatur, CLAUDII IMPERATORIS temporibus locus munitus duabus legionibus erat isque (et quidem) quintae et quintae decimae, quarum ultima sub annum quadragesimum illuc venit. AUGUSTO IMPERATORE castra quinquies commutata est (denuo aedificata est). Temporibus posterioribus TRAIANUS IMPERASTOR hic civitatem condidit (CIVITAS ULPIA TRAIANA=CUT).

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Text by decurio

Sonntag, 8. November 2015

VETERA (2): STÄNDIGER UMBAU DES RÖMERLAGERS

Das Römerlager VETERA stellte man sich "als eine einheitliche, ein für allemal als Standlager erbaute Feste" vor. Dem widersprachen aber die Ausgrabungen unter H. Lehner. Diese ergaben nämlich, daß in der Zeit des Augustus, eine Anzahl von Umbauten vorgenommen wurden, "daß also jedesmal, je nach Bedarf der aufeinanderfolgenden Feldzüge und Unternehmungen, ein Lager über und neben dem andern und frühern bald leichter, bald dauerhafter erbaut, erneuert und verstärkt worden ist."
Insgesamt gab es in dieser Periode fünf Erneuerungen:
"Damals war eben DIE PAROLE ROMS DER ANGRIFF, und so sah man in dieser linksrheinischen Stellung NICHTS DAUERNDES, wenngleich es ebenso natürlich ist, daß man zu dieser bevorzugten Lage, gegenüber der hauptsächlichsten Einfallstaße nach Innergermanien, immer wieder zurückkehrte."
Diese Periode endet mit der Zeit des Germanicus. Für die Zeit bis Claudius "sind bis jetzt die Lagerplätze selbst noch nicht festgestellt". Man hat jedoch Gruben, Scherben etc. gefunden sowie eine Töpferei.
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Also nichts wie hin und graben!
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Quelle: DR. FRANZ CRAMER: DEUTSCHLAND IN RÖMISCHER ZEIT (Sammlung Göschen 633), Berlin u. Leipzig 1920.

Donnerstag, 29. Oktober 2015

CELTAE: ERSTES AUFTRETEN NACH ALEXANDER DEMANDT

Die frühesten Kelten sind wahrscheinlich die Vertreter der sog. Latène-und Hallstattkultur. Die Latènekultur, benannt nach dem Fundort am Neuenburger See (Westschweiz) reicht von 450 v. bis zur Römerzeit:
"Sie bildet den Abschluß der Urgeschichte in Mitteleuropa." (Alexander Demandt: Die Kelten, C. H. Beck Wissen, München 1989, S. 15.)
Diese entwickelte sich aus der älteren Hallstattkultur (Salzkammergut; ca. 800-450 v.).
"Die Kelten der Hallstatt-und Latène-Zeit sind archäologisch sehr gut bezeugt." (Höhensiedlungen=oppida: Mont Auxois=Alesia, Mont Beuvray=Bibracte, Heuneburg (obere Donau), Glauberg (Wetterau); Fürstengräber: Hügelgrab von Vix (um 480 v.), Tumulus von Hochdorf beim Hohenasperg (um 540 v.), Grab von Glauberg (5. Jh.); sowie 7000 Grabhügel der Hallstattzeit!)
( ebd.)
Ob die Kulturen vor der Hallstattzeit (Urnenfelder-Bronzezeit: 1200-800 v.); Hügelgräber-Bronzezeit (1500-1200 v.) schon keltisch waren, ist umstritten. Man spricht hier von Protokelten, was aber eine Verlegenheitslösung ist.
(ebd.)
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Das Buch von PROF DEMANDT kann nicht genug empfolen werden, wenn man sich kurz und dennoch profund über die Kelten informieren will.
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Montag, 19. Oktober 2015

VETERA (1)

Der Name: VETERA CASTRA heißt "das Lager Vetera" und nicht etwa "das alte Lager", wobei man sagen muß, daß VETERA schon damals ziemlich alt war. Die Verwechslung kommt daher, daß viele "vetera" für ein Adjektiv halten (castra vetera=das alte Lager). Dies ist aber falsch, da das betreffende Adjektiv "vetus, gen. veteris" heißt und nach der konsonantischen Deklination (nicht nach der O/ A-Dekl.) geht. Es gibt zwar die Form "vetera", aber dies wäre Nom./ Akk. neutrum).
In VETERA scheint ein alter Gewässername zu stecken, wohl sprachlich verwandt mit der "Wetter", einem Bach in der Wetterau. Die Siedlung dürfte es schon in vorrömischer Zeit gegeben haben. Angeblich soll im heutigen Dorfe Birten der alte Name "VETERA" enthalten sein, wozu es aber viel Phantasie bedarf!
Das Lager lag auf einer Höhe mit Blick auf die Lippe-Mündung. Das mittelalterliche Xanten kommt von lat. "Ad sanctos"=zu den Märtyrern (Victor und seine Betbrüder). Der Kaiser TRAJAN gründete an dieser Stelle die COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT). Sie wurde auch "Troiana" genannt, später auch (Troia" und "Tronia" (vgl. die Sage vom "trojan. Ursprung der Franken". Auch der grimme Hagen von Tronje stammte von Xanten, ebenso wie die deutsche Lichtgestalt Siegfried. Hagen war übrigens einäugig. Auch FLAVUS, der Bruder des ARMINIUS, hatte nur noch ein Auge. Hagen erstach den Siegrfried. Wurde nicht auch ARMINIUS von seinen Verwandten um die Ecke gebracht?. Tötete FLAVUS den ARMINIUS?
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Quelle: F. CRAMER: DEUTSCHLAND IN RÖM. ZEIT.

Samstag, 10. Oktober 2015

NOVIOMAGUS

Heute Nijmegen. Der Name ist keltisch und bedeutet "Neuenfeld", somit ist die Ansiedlung vorrömisch. Schon  zur Zeit des DRUSUS war NOVIOMAGUS als Stützpunkt bedeutsam. Wie man weiß, nutzte DRUSUS die Wasserwege des Niederrheins für seine militärischen Operationen. Bekannt ist auch die von ihm angelegte "fossa Drusiana".-Bei Ausgrabungen  am linken Ufer des Waal (bei Balkhof) kamen Reste einer Mauer eines kleinen Kastells zutage. Auch Gräberfelder der augusteischen Zeit kamen in der Nähe zum Vorschein. Da das Lager für eine Legion zu klein war, vermutete man ein zweites westlich davon. Dort befinden sich auch Gräber aus der Zeit seit dem Ende des 1. Jh. Weiterhin fand man Ziegel der 10. und 22. Legion, was auf Bautätigkeit hindeutet. Die 10. Legion (legio X gemina) lag seit dem Bataverkrieg bis in die Zeit des TRAIANUS (105 n.) in Nijmegen, ebenso die 22. Legion, die allerdings schon 89 n. nach Mainz
 kam. Kaiser TRAIANUS, der wie sein "collega" CLAUDIUS gerne Kolonien gründete, erhob die Ansiedlung zur COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT). Dies galt für den Westteil der Stadt. Der Ostteil (Oberstadt) wurde vermutlich OPPIDUM BATAVORUM genannt.
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Quelle: DR. FRANZ CRAMER: DEUTSCHLAND IN RÖMISCHER ZEIT.

DIE "PLANMÄSSIGE, ÜBERLEGENE VERTEIDIGUNGSSTELLUNG DER RÖMER AM RHEIN"

Nach DR. FRANZ CRAMER lassen sich "seit dem Ausgange des Kaisers Augustus" drei Stufen feststellen:
1.) Am Ende der Feldzüge des GERMANICUS standen ca. 100 000 Mann am Rhein. Das sind 8 Legionen. Hinzu kamen zahllose Auxiliarverbände. Es gab zwei Militärbezirke, GERMANIA SUPERIOR und GERMANIA INFERIOR. Die Grenze war der Vingstbach (ad fines) bei Brohl. Dort wurden südlich des Baches zwei Meilensteine gefunden. Hierbei handelt es sich um Säulen mit Namen und Regierungsjahr des Kaisers sowie mit Entfernungsangaben zum Ausgangspunkt Mainz (MOGONTIACUM). Nördlich des Grenzbaches gefundene Steine gaben die Entfernung von Köln (COLONIA) an.
2.) Zur Zeit des CLAUDIUS wurden die Truppen "mehr verteilt". Die Lager wurden stärker befestigt, einige aus Stein gebaut. Auch wurde die Zahl der kleineren Lager vergrößert.
3.) Bedingt durch den Bataveraufstand sowie das Vorgehen über den Rhein nach Südosten, wurden von VESPASIAN weitere Maßnahmen ergriffen: Vertärkung der Streimacht am Rhein; Schließung von Lücken an der Grenze, Trennung der "barabrischen" Auxilien von den Legionen. Sie wurden in besonderen Kastellen untergebracht (Bingen, Urmitz, Andernach, Remagen, Alsberg, Rossum an der Waal etc.). Außerdem wurden Straßburg (ARGENTORATE) und Nijmwegen (NOVIOMAGUS) wieder vollwertige Legionslager.
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Dagegen war fast nicht anzukommen. Die Germanen taten gut daran, bessere Zeiten abzuwarten.
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Quelle: DR. F. CRAMER: DEUTSCHLAND IN RÖMISCHER ZEIT, Sammlung Göschen, 633, Berlin und Leipzig 1920, S. 60 f.






Sonntag, 20. September 2015

DR. FRANZ CRAMER: DEUTSCHLAND IN RÖMISCHER ZEIT

Sammlung Göschen, 633, mit 23 Abbildungen, Berlin und Leipzig 1920.
Dr. Cramer war Provinzialschulrat zu Münster und Mitglied der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde.
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HALTERN=ALISO?

Nach R: FRANZ CRAMER ist diese Frage angesichts der Bedeutung der Anlagen in Haltern zweitrangig. Die "Werke"-so Cramer-"waren jedenfalls eine gewisse Zeitlang ein Stützpunkt ersten Ranges für das römische Heer im rechtsrheinischen Germanien."
Oberstleutnant F. Schmidt fand in den 30iger Jahren des 19. Jh. römische Befestigungsanlagen auf dem Annaberg bei Haltern. Gefunden wurden auch Waffen, Bleikugeln und Münzen aus der augusteischen Zeit.
Im Norden und Süden des Kastells befinden sich unwirtliche Sanddünen, im Osten Sumpf. Das Kastell ist kein regelmäßiges Viereck, da es dem Gelände angepaßt wurde.
1900 wurde weiter nordöstlich ein großes Lager gefunden. Dieses Lager weist verschiedene Bauzeiten auf. Außerdem: ein Stapelplatz an der Lippe. 1901 wurde ein kleines Uferkastell nachgewiesen, das die Werftanlagen schützen sollte. Ausgrabungsleiter waren u.a.: C. Schuchhardt, F. Koepp, H. Dragendorff. Bei den Anlagen handelte es sich um "Holz-Erdwerke".

Die unregelmäßige Form des Kastells auf dem Annaberg (gewundene Linien, abgestumpfte Ecken) deutet auf die frühe Römerzeit in Germanien hin (älteste Halterner Anlage).
Die Lage ist gut gewählt: Das Kastell befindet sich auf einem hohen und steilen Abhang. Es ist 7 ha groß. Die Anlage hat einen Wall mit "Holzwandeinfassung" und einen Spitzgraben. Alle 30 m gab es einen Turm. Das Lager hatte zwei Tore (im Nordwesten und Nordosten). F. CRAMER glaubt, daß das Annabergkastell bis in die Zeit des Drusus zurückreicht. Da es fest gebaut war, ist anzunehmen, daß es für längere Zeit konzipiert war.
Die kleinen Befestigungen am Lippeufer dienten dem Schutz des Hafenverkehrs und der Vorratshäuser.
"Etwa 800 Meter westlich von dem Eingange in den Ort, an der Weseler Landstraße, ist im Gelände noch heute eine rechtwinklig eingeschnittene Einbuchtung deutlich bemerkbar: es ist die Stelle des römischen Hafens."
Die großen Mengen gefundener Getreidekörner (meist Weizen) deuten darauf hin, daß es dort einstmals einen großen Kornspeicher gegeben hat. Die Körner waren angekohlt, was auf einen Brand hindeutet. (Was damals genau geschehen ist, werden wir wohl nie erfahren.)
"Wir haben es in Haltern zweifellos mit einer Hauptniederlage für die Lebensmittelbedürfnisse der römischen Truppen in Niedergermanien zu tun."
Bei den Uferbefestigungen wurden mindestens vier "Wall-und Grabenbauzeiten" festgestellt. Auch ist es sehr wahrscheinlich, daß der Platz ein Brückenkopf war (Flußübergang; karoling. Uferbefestigungen; Holzpfähle aus dem alten Lippebett).
Als die Bedeutung des Hafenplatzes stieg, "entstand das eigentliche Legionslager (auch hier mehrere Bauphasen).
"Es liegt auf einer nach allen Seiten abfallenden Höhe, die 30 Meter über dem Flusse liegt und einen weiten Blick in die Ebene und das waldige Hügelland gewährt. Zunächst wurde das heute sogenannte 'Feldlager', 600 Meter im Quadrat (35 ha) umfassend, errichtet; es reichte für zwei Legionen." Es war kein Marschlager, wie man zunächst glaubte, sondern ein Standlager. Allerdings wurde es nur im Sommer benutzt, da "nach ausdrücklichem Zeugnis des Altertums, erst Tiberius im Winter des Jahres 4 auf 5 nach Chr. im Innern Germaniens ein Lager bezog." Durch einen Münzfund konnte nachgewiesen werden, daß es noch im Jahr 2 vor Chr. bestand. Die Anlage war von fester Bauart (Plaggenwall, Holzbauten im Innern).
"Auf dieses Feldlager folgte dann das Winterlager, im Osten etwa fünfzig Meter über das ältere Lager vorgeschoben (das sogenannte 'Große Lager'); es ist kleiner als dies ältere, und nur für eine Legion (mit ihren Hilfstruppen) berechnet (490:390, später nur 340 m). Dagegen ist es durch doppelten, sehr tiefen und breiten Spitzgraben geschützt, sowie durch festen Holzerdwall mit Zinnen (wovon eine Strecke heute als Modell erneuert dasteht). Außergewöhnlich ist die Lage der "porta praetoria" an der Längsseite nach Süden hin (sie befindet sich normalerweise an der Schmalseite). Das Nordtor ist zur Westseite hin verschoben "und nimmt die höchste Lagerstelle ein, von wo das Lager die Gegend völlig beherrscht."
Die Tore sind 8 m breit. Rechts und links von den Toren ist der Graben unterbrochen, der Wall verläuft 10, 5 m nach innen. Der Feind war in dieser Torgasse starkem Beschuß ausgesetzt.
"Zudem aber schloß ein schweres, turmartiges Balkengerüst nach hinten zu den Durchgang zwischen den Wallenden ab; der eigentliche Torweg unter dem Gerüst war durch einen Pfeiler geteilt und konnte durch zwei schwere Holzpforten versperrt werden."
Hinter dem Südtor gab es einen offenen Wasserbehälter. Ein alter Hohlweg führt heute noch dahin.
Das Praetorium wurde dreimal aufgebaut! Dahinter wurde die Wohnung des Legaten gefunden.
1. Phase: Mittelbau: Rechteck, 54:45 m; starke Holzwände, vorderer Teil: großer Hof, auf vier Seiten von Hallen umgeben; Rückwand des Rechtecks ("nach Süden sich öffnend"): wohl die Amtsräume des Legaten, Augang zur Lagerstraße "und durch eine Säulenhalle zur Legatenwohnung."
Phase 2: Verkleinerung des vorderen Hofes; dadurch wurde Platz frei für einen Hof im hinteren Teil.
Legatenwohnung: gedieltes Atrium, Impluvium, Zisterne; ringsherum Räume; z.T. unregelmäßiger Grundriß; "im wesentlichen erkennen wir die Grundform eines römischen Hauses."
Hinterer Lagerteil=retentura: Kasernen aufgedeckt (60 auf 15 m; 10 Zimmer); langgestreckte Form (vgl. Kasernen in Novaesium=Neuß; diese allerdings 1/3 größer).
"Die größte Fülle der Kleinfunde fand sich an der Via principalis, und dies ist nicht zu verwundern, da dort die Offizierswohnungen lagen: hier spiegelt sich die Behaglichkeit des Lagerlebens in der freilich kurzen friedlichen Zeit zwischen dem Jahre 4 n. Chr., da Tiberius das Land als unterworfen ansehen durfte, und dem Jahre 9, das die Varusschlacht und die Zerstörung des Lagers brachte. In diese Jahre fällt auch besonders die Entwicklung einer bürgerlichen Niederlassung, des sogenannten canabae."
Nach dieseer Zeit: nur vorübergehende Benutzung, "wahrscheinlich nur mehr zur Zeit des Germanikus (i. J. 16)."
Große Funde an Tongeschirr provinzialischer Art (Belgien, Rhein), aber auch ital. Sigillataware (Fabrik des Ateius/ Arezzo; fand sich meist in den Offiziersquartieren; wichtig für die "Erkenntnis der römischen Keramik in der kaiserlichen Frühzeit und zur Gewinnung fester zeitlicher Ansätze, da ja alles sich zusammendrängt in die kurze Spanne der zwanzig Jahre von der Zeit des Drusus bis auf Varus.")
Schließlich die Frage aller Fragen: "Haben wir in Haltern das langgesuchte Aliso vor uns?"---
Aliso wird nur zweimal genannt (Velleius, "der als höherer Offizier mit Tiberius bis zur Elbe kam, zum Jahre 9, als es nach der Varuskatastrophe der Zufluchtsort der Flüchtenden wurde"; "Tacitus zum Jahre 16, der berichtet, Germanicus habe von diesem Lager aus (damals wohl dem östlichsten an der Lipe) neue limites bis zum Rheine angelegt.")
"Ob man dagegen das von Drusus an der Mündung des Elison in die Lippe angelegte Kastell mit Aliso gleichsetzen darf, ist nicht ohne weiteres sicher, da zwar in beiden Namen gewiß derselbe Wortstamm (ein Flußname) steckt, aber im Lippegebiet gerade Bäche solchen Namens (z.B. die Else bei Elsen) sich oft wiederfinden."
An welchem Abschnitt der Lippe Aliso einst lag, ist unklar: "das meiste scheint freilich für die mittlere Strecke zu sprechen. Bis jetzt ist in Haltern wenigstens nichts gefunden worden, was gegen diese Gleichsetzung spräche."
Zwar waren die Anlagen bei Haltern die wichtigsten an der Lippe, dennoch sei dadurch  "die Streitfrage selbst keineswegs entschieden". Auch könnten die "Anhänger der Haltern-Aliso-Hypothese" sich nicht auf Funde stützen. Ebenso läßt uns die literarische Überlieferung im Unklaren. Wir efahren zwar ab und zu etwas von einem Lippekastell, aber der Name wird nicht genannt. Nach TACITUS entsetzte Germanicus im Jahr 16 ein solches Lippekastell ("castellum Lupiae adpositum"). Wenige Sätze weiter im Text wird Aliso genannt (Tacitus, ann. II, 7). Ob beide identisch sind, läßt sich dennoch leider nicht mit Sicherheit sagen.
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Donnerstag, 27. August 2015

CALIGAE AC CALCEI

Die sog. "caligae" sind die Militärsandalen des römischen Soldaten, die wahrscheinlich schon in der späten Republik aufkamen. Die Sohle ist dreilagig, genagelt und besteht aus Rinderleder. Das Leder ist gegerbt und war meistens naturfarben. Gab man zur Gerbsäure Kupfervitriol hinzu, das mit Eisen verunreinigt war, entsand das sog. "Schusterschwarz" (atramentum sutorium). Die Sandale ist aus einem Stück geschnitten und an der Ferse zusammengenäht. Durch die Nägel wog die Sandale 650 g. Nach 500-1000 km Marsch war sie "hinüber". Daher gab es Nagelgeld (clavarium), um neue Nägel zu kaufen. Zusammengehalten wurde die Sandale durch einen Riemen, der durch die Löcher des Riemenwerkes am Fußrücken gezogen wurde. Bis hinauf zum Centurio waren die "caligae" Standard, weshalb diese Soldaten auch "milites caligati" genannt wurden. Tribunen, Praefekten und Legaten hingegen trugen die sog. "calcei". Die "calcei" waren auch Teil der Ausgehkleidung (vestis forensis). So gab es den "calceus equester", den "calceus senatorius" und den "calceus patricius" (rot gefärbt, vier Riemen). Diese Schuhe wurden mit  Riemen (corrigae) über dem Schienbein gebunden. Legaten und senatorische Tribunen (tribuni laticlavi) trugen den "calceus patricius", Offiziere aus dem "ordo equester" (tribuni angusticlavii) den "calceus equester". Im Mainzer Legionslager wurden originale "caligae", aber auch geschlossene Schuhe gefunden.
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Bei FLAVIUS JOSEPHUS, BELL. IUD 5, 1 lesen wir von einem tragischen Zwischenfall. Ein Centurio rutschte mit seinen genagelten "caligae" auf den Stufen des Tempels in Jerusalem aus. Auf dem Boden liegend, wurde er von Juden gemeuchelt.
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Quelle: A. STRASSMEIR/ A. GAGELMANN: DAS HEER DES VARUS (Heere und Waffen 14).

Samstag, 1. August 2015

KAISER HADRIAN IN RAETIEN

HADRIAN (117-138) war anders als seine Vorgänger nicht mehr auf Eroberungen aus, sondern versuchte das Erreichte zu sichern und zu bewahren. 13 Jahre bereiste er unermüdlich das Reich und traf viele Anordnungen, die noch lange positiv nachwirkten. Die Provinzen des Reiches sah er als gleichberechtigt an! Er führte Verwaltungsreformen durch, prüfte ihre wirtschaftliche Kraft und ordnete Bauprojekte an. Die Truppen-so sein Ziel-sollten aus den Provinzen rekrutiert und durch sie verorgt werden. Auf seiner ersten Reise (120/ 1) kam der Kaiser über Gallien und Germanien auch nach Raetien, wo er in AUGUSTA VINDELICUM, der Provinzhauptstadt, prunkvoll empfangen wurde. Die Stadt muß Flair gehabt haben, denn TACITUS nennts sie "splendidissima Raetiae provinciae colonia". Auch HADRIAN scheint von der Stadt nicht wenig angetan gewesen zu sein. Er verlieh ihr prompt Stadtrecht und machte sie zum MUNICIPIUM AELIUM AUGUSTUM. HADRIAN sorgte sich auch um den Grenzverkehr. Daher sah man einen Zusammenhang zwischen seinem Besuch und Maßnahmen am Limes. Der ganze Limes erhielt damals eine durchgängige Holzpalisade. Die These, HADRIAN sei dafür verantwortlich gewesen, ließ sich allerdings für viele Limesabschnitte nicht aufrechterhalten. So wurde an der Stelle, wo der obergermanische Limes und der raetische zusammenstoßen, die Palisade erst unter ANTONINUS PIUS (138-161) gebaut. Auch gibt es keinen Beweis für die Erbauung der Kastelle für Alen und Cohorten am Limes durch HADRIAN. Ebenfalls sind die sog. NUMERI (leichte Truppen für die Grenzüberwachung) nicht seine Erfindung. Es gab sie schon früher (s. Kleinkastell Unterschwanningen).
Um an seine Reisen zu erinnern, ließ der Kaiser Münzen prägen. Auf diesen ist eingeprägt:
1.) ADVENTUI AUGusti NORICI
2.) EXERCITUS NORICUS
3.) EXERCITUS RAETICUS
Es gibt auch Münzen (Semis und Quadrans=1/4 und 1/2 As), auf denen die Worte "METalla NORica" zu lesen sind, womit die norischen Bergwerke gemeint sind.
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(Dort kommen übrigens alle Schüler hin, so erzählt man, die in Latein versagen!)
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Quelle: HANS-JÖRG KELLNER: DIE RÖMER IN BAYERN.




Samstag, 18. Juli 2015

HANS-JÖRG KELLNER: DIE RÖMER IN BAYERN

Süddeutscher Verlag, München 1971-78.
ARGUMENTUM:
Vorwort
Das Voralpenland vor den Römern
Die Kelten
Manching, Hauptort der Vindeliker

Die Römer in Bayern: EROBERUNG UND AUSBAU
Das Ende der keltischen Freiheit
Der Sommerfeldzug 15 v. Chr.
Militärische Sicherung
Einrichtung der Provinzen
 Wirre Zeiten nach Neros Tod
Erste Grenzvorschiebung unter Vespasian und Titus
Die Chattenkriege unter Domitian und ihre Folgen

BLÜTEZEIT

Ausbreitung der Besiedlung
Die Römerstraßen
Ein Kaiser in Raetien
Verstärkung der Grenzwehr
Das raetische Heer
Die Markomannenkriege
Septimius Severus
Städte, Märkte, Gutshöfe
Wirtschaft, Handel und Verkehr
Geldumlauf und Zahlungsverkehr
Kunst
Zivilisation
Sanitätswesen und Hygiene
Religion und Kult
Grabbrauch
Freundschaft, Liebe, Ehe

DIE ALAMANNENSTÜRME IM 3. JAHRHUNDERT

Erstes Auftreten der Alamannen
Der erste Einbruch in den Limes
Neue Kämpfe
Raetien  Not
Rom kämpft um Raetien

SPÄTZEIT UND ENDE

Befreidung und Reformen unter Diocletian
Nachblüte in der Constantinischen Zeit
Das Ende kündigt sich an
Ein Kaiser als Festungsbauer
Flachlandraetien wird aufgegeben

Von den Römern zu den Baiern

DER HEILIGE SEVERIN
ZUR KONTINUITÄT
EINWANDERUNG DER BAJUWAREN?

Anhang

Literatur und Anmerkungen
Verzeichnis der wichtigsten Ortsnamen
Abbildungsnachweis
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Das Buch ist sehr schön gemacht. Fast alle Lebensbereiche werden angesprochen. Reiche Bebilderung (wie z.B. die Rekonstruktion der raetischen Mauer auf S. 133).






















































Donnerstag, 2. Juli 2015

CENTURIAE AC CENTURIONES

Die Front der "centuria" wird als "prior" bezeichnet, der hintere Teil logischerweise als "posterior".
Situation bis ins späte 2. Jh. v.: 1 legio=30 manipuli (jeweils 160 oder 120 "milites" (Soldaten); befehligt von einem jüngeren "centurio" und einem älteren, der das Kommando hatte; POLYBIOS 6, 24) und wohl chronisch unzufrieden mit seinem "collega minor" war, ganz zu schweigen von den "tirones" (Rekruten; "alles Weichmänner" etc.)
AULUS GELLIUS, NOCTES ATTICAE 16, 4, 6 zitiert CINCIUS ALIMENTUS (nicht der Erfinder der Alimente by the way), der es auf den Punkt bringt: "IN EINER LEGION GIBT ES 60 ZENTURIEN, 30 MANIPEL UND 10 KOHORTEN."
Es ist wahrscheinlich, daß der "centurio prior" ranghöher war als der "centurio posterior". In einer "cohors" waren die "pili centuriones" wohl die ranghöchsten, gefolgt von "principes" und "hastati"; vgl. die alte Einteilung des "manipulus" in ebendiese Klassen. Der Unterschied war wohl nur ein Unterschied des Dienstalters. Eindeutig übergeordneten Rang hatten die "primi ordines", deren höchster der "primus pilus" (erster Wurfspieß) war. Der "aquilifer" (Adlerträger; höchster Feldzeichenträger) befand sich in dessen "centuria". In der "aquila" wohnte der "genius legionis", der Schutzgeist einer Legion (hoher Symbolwert!).
Es gibt keinen Beweis, daß der "primus pilus" das Kommando über die "cohors prima" hatte.
Man mußte über 10 Jahre alle Dienstgrade einer "centuria" durchlaufen, um "centurio" zu werden (also jede Menge Dreck fressen), es sei denn man gehörte dem "ordo equester" ("Ritterstand") an, dann konnte man sozusagen aus dem "off" was werden ("centurio" oder sogar mehr), ohne von "Tuten und Blasen" eine Ahnung zu haben. Zur Information: der "Ritterstand" war die finanzkräftige Mittelschicht, Geldleute mit "much money in the bank". Man sieht auch hier: Geld regiert die Welt. Gut war diese Regelung allerdings nicht. So dürfte es einen germanischen Stammeskrieger wenig beeindruckt haben, ob jemand was von Geld versteht. Für diesen zählte nur, ob einer gut kämpfen konnte, also eine Waffe zu führen weiß. Und das konnten eben nur die altgedienten Haudegen, die sich von unten hochgedient hatten.
Was der Germane aber nicht wußte: Kriege müssen finanziert werden!
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Nach ROSS COWAN/ ANGUS MC BRIDE: RÖMISCHE LEGIONÄRE, Republik (58 v.-69 n. Chr.) und Kaiserreich (161-284 n. Chr.)
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decurio














Mittwoch, 17. Juni 2015

TACITUS: GERMANIA 8: TAPFERKEIT DER GERMANISCHEN FRAUEN-DIE SEHERINNEN

Memoria proditur (Es wird überliefert) quasdam acies inclinatas iam (daß schon wankende Heere) et labantes (und schwankende) a feminis restitutas (von den Frauen zum Stehen gebracht worden sind) constantia precum (durch die Beharrlichkeit ihrer Bitten) et obiectu pectorum (und das Entgegenhalten ihrer Brüste=das Entblößen) et monstrata comminus captivitate (und nachdem sie auf die unmittelbar drohende Gefangenschaft hingewiesen hatten), quam longe impatientius (die sie bei weitem ungeduldiger) feminarum suarum nomine timent (im Namen ihrer Frauen=für ihre Frauen fürchten: ertragen): adeo ut efficacius obligentur (so sehr, daß wirkungsvoller verplichtet werden) animi civitatum ("die Herzen der Stämme"=die Stämme), quibus (denen) inter obsides (unter den Geiseln) puellae quoque nobiles imperantur (auch vornehme Mädchen auferlegt werden),

Inesse quin etiam sanctum aliquid (Ja sogar daß etwas Heiliges ihnen innewohne) et providum (und etwas Seherisches: Sehgergabe) putant (glauben sie), nec consilia earum (und nicht ihre Ratschläge) aspernantur (verachten) aut responsa (oder ihre Antworten mißachten sie; und sie verachten weder deren Rat noch mißachten sie ihre Antworten). Vidimus sub divo Vespasiano (Wir haben unter dem vergöttlichten Vespasian gesehen) Veledam (die Veleda) diu apud plerosque (lange bei den meisten) numinis loco habitam (lange anstelle eines göttlichen Wesens "gehalten"; die lange für ein göttlichen Wesen.gehalten/ angesehen wurde), sed et olim Albrunam (aber auch einst die Albruna) et complures alias (und mehrere andere) venerati sunt (sind verehrt worden), non adulatione (nicht durch Schmeichelei; unterwürfiges Getue) nec tamquam (und auch nicht so, als) facerent deas (würden sie sie gleichsam zu Göttinnen machen).---

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by decurio

DAS GERMANISCHE THING: TACITUS: GERMANIA 11

De minoribus rebus (Über geringfügigere/ unwichtigere Angelegenheiten) principes consultant (beschließen die Anführer), de maioribus omnes (über wichtigere/ bedeutende alle), ita tamen (doch so), ut ea quoque (daß auch die Dinge), quorum penes plebem arbitrium est (deren Entscheidung beim Volk liegt), apud principes praetractentur (bei den Führern vorbehandelt/ vorher beraten werden). Coeunt (Sie kommen zusammen), nisi fortuitum et subium incidit (wenn nicht etwas Zufälliges und Plötzliches eintritt/ eingetreten ist), certis diebus (an bestimmten/ festgelegten Tagen), cum aut incohatur luna (wenn der Mond entweder "anfängt"=zunimmt=bei Neumond) aut impletur (oder "voll geworden ist"=bei Vollmond); nam agendis rebus (denn für "die zu tuenden Dinge"; für die Erledigung von Dingen) hoc auspicatissimum initium credunt (glauben sie, daß dies das Günstigste sei; sie halten dies für die günstigste Zeit; den... Zeitpunkt). Nec dierum numerum (und auch nicht die Zahl der Tage), ut nos (wie wir), sed noctium computant (sondern die der Nächte berechnen sie); sic constituunt (so setzen sie einen Termin an), sic condicunt (so verabreden sie; Anaphora und Asyndeton!): nox ducere diem videtur (es scheint, daß die Nacht den Tag herbeiführt; nach sich zieht; dem Tag vorangeht). Illud ex libertate vitium (Jenes ist ein Nachteil aus der Freiheit), quod non simul (daß sie nicht zugleich) nec ut iussi conveniunt (und auch nicht wie befohlen/ wie auf Befehl) kommen sie zusammen , sed (sondern daß) et alter et tertius dies (sowohl ein weiterer als auch ein dritter Tag) cunctatione coeuntium absumitur (durch das Zögern der Zusammenkommenden vergeudet wird). Ut turbae placuit (Wie es der Menge gefiel), considunt armati (nehmen sie bewaffnet Platz). Silentium per sacerdotes (Schweigen wird durch die Priester), quibus tum et coercendi ius est (denen dann/ nun auch das Recht des Strafens ist), imperatur (wird befohlen). Mox rex vel principes (Sodann werden der König und die Häuptlinge), prout aetas cuique (je nachdem jedem das Alter "ist"), prout nobilitas (je nach Vornehmheit), prout decus bellorum (je nach Kriegsruhm), prout facundia est (je nachdem (jedem) natürliche Rednergabe "ist"; ...jeder einzelne...besitzt), audiuntur (gehört), auctoritate suadendi magis (mehr durch das Gewicht ihres Ratens=Rates) quam iubendi potestate (als durch die Macht des Befehlens=Befehlsgewalt), Si displicuit sententia (wenn eine Meinung mißfallen hat/ mißfällt), fremitu aspernantur (dann lehnen sie diese mit Murren (viel Lärm) ab); sin placuit (wenn sie aber gefallen hat), frameas concutiunt (schlagen sie ihre Framen=Stoßlanzen zusammen): honoratissimum assensus genus est (es ist die ehrenhafteste Art der Zustimmung) armis laudare (mit Waffen zu "loben"; Beifall zu spenden).

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luna aut impletur: voll sind meistens diejenigen, die bei Mondlicht wandeln!

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decurio



Montag, 25. Mai 2015

MARCUS AURELIUS 2

Seine Regierungszeit war durch heftige Abwehrkämpfe gekennzeichnet. Mit ihm ging die relative Stabilität des Prinzipats zu Ende.

162 n: Niederschlagung eines Aufstandes in Britannien

166/7 n: Krieg an der Donau

168/ 7 n: Kämpfe gegen germanische und sarmatische Stämme

178/ 80 n: Eroberung von Teilen der heutigen CSSR und Ostungarns

171/ 75 n: MARKOMANNENKRIEG (vgl. Reliefband der Mark-Aurel-Säule)

180 n: Tod in Vindobona an der Donau mitten im Krieg; M. A. starb an der Pest.

Auf seinen Donaufeldzügen schrieb er seine "Selbstbetrachtungen" auf Griechisch. Titel des Werks: TA HEIS HEAUTON=an sich selbst; Wege nach innen).

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decurio

DE MARCO AURELIO: 161-180

Historiam intravit ut philosophus in solio regali. Cuius magister ille CORNELIUS FRONTO erat. Ab ineunte aetate (a puero/ is) philosophiae studuit et corpus castigavit (exercuit). Ita exempli causa (ut exemplum afferam; exemplo utar) (per) longum tempus in solo dormiebat. Ideo (idcirco, itaque) HADRIANUS illum verissimum nominavit (dixit). Credebat secundum Platonem illas civitates florere, in quibus philosophi principes et principes philosophi sint.

(Er betrat die Geschichte als Philosoph auf dem Kaiserthron. Sein Lehrer war der berühmte Cornelius Fronto. Von frühester Jugend an bemühte er sich um die Philosophie und übte Askese. So schlief er z.B. lange Zeit auf dem Fußboden. Daher nannte ihn Hadrian "durch und durch echt" (authentisch). Er glaubte gemäß Platon, daß jene Staaten blühen, in denen die Philosophen die Herrscher und die Herrscher die Philosophen sind,)

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castigare: Nachbildung nach "fatigo": zur moralischen Anständigkeit treiben: züchtigen; verbessern; zügeln (sollte unbedingt mit meinen Schülern geschehen; vermutlich aber zwecklos, da schon zu weit versaut)

sint: Nebensatz eines ACI; kausal-konsekutiver Nebensinn.

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Text by decurio; copyright

Montag, 11. Mai 2015

TACITUS: AGRICOLA 36: ES GEHT LOS!

Zeit: 84 n. Chr.

Ort: südöstliches (?) Schottland; Mons Graupius in der Nähe der Landenge; unweit der Mündung des Tay in den Isla: nach E. de Saint-Denis war Agricola bis zu diesem Hochplateau vorgestoßen.

Teilnehmer der Schlacht: Römer sowie batavische und tungrische Hilfstruppen; Britannier (Kaledonier).

Römischer Feldherr: GNAEUS IULIUS AGRICOLA (40-93 n.), Statthalter von Britannien (77-85 n.), ein fähiger Mann!

Anführer der Kaledonier: ein gewisser CALGACUS.

Truppenstärke der Römer: 8000 legionarii; 10 000 Mann auxilia, davon 3000 equitatus.

Truppenstärke der Kaledonier: wohl unter 30 000.

Verluste der Römer: 360 Legionäre; weit höhere Verluste bei den Hilfstruppen (werden nicht genannt).

Verluste bei den Kaledoniern: 10 000 (wird angezweifelt).

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Am Ende des Kap. 35 erfahren wir, daß AGRICOLA vor den Feldzeichen Aufstellung genommen hatte.

KAP. 36

 Die Schlacht wurde, wie üblich durch gegenseitigen Fernkampf eröffnet. Die Britannier schienen allerdings wenig beeindruckt. Sie konnten den Geschossen gut ausweichen oder sie abschlagen. Als er sah, daß es so nicht ging, schickte AGRICOLA 4 batavische und 2 tungrische Kohorten gegen den Feind. Diese gingen mit ihren Schwertern (strictis gladiis) auf die Britannier los. Während die Kohorten im Umgang mit dem "gladius" sehr geübt waren, konnte dies von den Britanniern nicht behauptet werden. Sie hatten viel zu lange Schwerter und zu kleine Schilde. Ihre Schwerter waren zudem noch ohne Spitze und für den Nahkampf wenig geeignet. Es ist also nicht verwunderlich, daß die Bataver kräftig austeilten. Sie schlugen nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit dem Schildbuckel zu. Viele, die in der Ebene kämpften, wurden niedergemacht. Dann stürmten die Kohorten hügelaufwärts, wodurch die anderen Einheiten nachdrängten. Unzählige Feinde wurden niedergehauen. Als die britannischen Streiwagenkämfer flohen, griff die römische Kavallerie an und unterstützte die Infanterie. Dadurch wurden die Briten erneut in Schrecken versetzt. Allerdings wurden die Reiter durch den dichtgedrängten Feind und das unebene Gelände aufgehalten, so daß man kaum noch von einem Reitergefecht reden konnte. Die Reiter konnten sich also kaum auf dem abschüssigen Gelände halten und wurden von den Pferden gestoßen. Hinzu kam, daß immer wieder Streitwagen und scheuende Pferde von vorn oder der Seite auf sie zustürmten.

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Bei der römischen Armee bekam man was geboten. Für Unterhaltung jedenfalls war gesorgt.

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Quelle: TACITUS: AGRICOLA 36, übertragen, eingleitet und erläutert von G. Dorminger, Goldmanns gelbe Taschenbücher,, München o. J. (Der Übertragung liegt der Text von E. Koestermann zugrunde: P. CORNELII LIBRI QUI SUPERSUNT. TOM II. Teubner, Leipzig 1957.

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by decurio






Donnerstag, 30. April 2015

TACITUS: AGRICOLA 35: KAMPFGEIST

Et adloquente adhc Agricola (Und als Agricola noch sprach) miltum ardor eminebat (trat der Kampfgeist der Soldaten (der Truppe) hervor; kam zum Vorschein), et finem orationis (und dem Ende der Rede) ingens alacritas consecuta est (folgte eine ungeheure Begeisterung), statimque ad arma discursum (und sofort wurde zu den Waffen gelaufen; lief man zu den Wafen). Instinctos ruentesque ita disposuit (Die "Angetriebenen" und Stürmenden; Hendiadyoin: die Soldaten stürmten außer sich darauf los; ordnete er so), ut peditum auxilia (daß die Hilfstruppen der Fußsoldaten), quae octo milium erant (die 8000 waren; sich auf 8000 beliefen), mediam aciem firmarent (die Mitte des Heeres verstärkten; sicherten), equitum tria milia (die 3000 Reiter) cornibus adfunderentur (wurden auf die Flanken geworfen). Legiones pro vallo steterunt (Die Legionen standen vor dem Wall), ingens victoriae decus (eine ungeheure "Zierde"; Auszeichnung; Ehre des Siges) citra Romanum sanguinem bellanti (ohne römisches Blut für den Kriegführenden; wenn also kein röm. Blut floß), et auxilium (und eine Reserve), si pellerentur (falls sie geschlagen würden). Brittannorum acies (Das Heer der Britannier) in speciem simul ac terrorem (zum Schein (Anblick) und zugleich zum Schrecken?) editioribus locis (an erhöhteren Orten; auf höherem Gelände) constiterat ita (hatte sich so aufgestellt; stand so), ut primum agmen (daßdie erste Reihe) in aequo (in der Ebene), ceteri (die übrigen) per adclive iugum (über (durch) den ansteigenden Hügel hin) connexi velut insurgerent (gleichsam verbunden "anstiegen"; sich erhoben). Media campi (Die Mitte des Feldes; Schhlachtfeldes) covinnarius eques (der (keltische) Sichelwagenkämpfer) strepitu ac discursu complebat (erfüllte mit Lärm und Hin-und Herjagen). Tum (Dann) Agricola (A.) superante hostium multitudine veritus (fürchtend; weil er fürchtete, daß die Menge der Feinde überlegen sei; die Oberhand bekäme), ne in fronte simul (damit er nicht zugleich an der Front) et latera suorum pugnaretur (und zu den Flanken hin (?) gekämpft würde), diductis ordinibus (dadurch daß er die Reihen auseiander gezogen hatte; nachdem die Reihen auseinander gezogen hatte), quamquam (obwohl) porrectior acies futura erat (die Schlachtreihe ausgedehnter (länger) war) et arcessendas plerique legiones admonebant (und die meisten dazu mahnten (rieten), die Legionen herbeizuholen), promptior in spem (war geneigter zur Hoffnung; scil. Agricola) et firmus adversis (und fest in schlimmen Lagen; widrigen Umständen), dimisso equo (und nachdem er sein Pferd weggeschickt hatte) ante vexilla constitit (nahm er vor den Feldzeichen Aufstellung).
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dimisso equo: dies hatte einst auch Caesar getan!
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Agricola zog die Reihen auseiander, um nicht flankiert zu werden. Diese Maßnahme schien gut zu sein und erfüllte ihn mit Siegeszuversicht.
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decurio









Dienstag, 28. April 2015

HADRIANS INSPEKTIONSREISE IN DEN OSTEN

KAISER HADRIAN, der oft und lange auf Reisen war, besuchte u.a. die Armeen in Kappadokien, Parthien, Syrien und Judäa.
In Judäa standen im Jahre 86 zwei Legionen, zwei Abteilungen und vier Kohorten. Dies dürfte auch der Stand im Jahre 130 gewesen sein. Aus Inschriften wissen wir, daß Abordnungen der LEGIO X FRETENSIS und der LEGIO VI FERRATA am Aquädukt von Caesarea gearbeitet haben.
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Quelle: S. PEROWNE: HADRIAN-SEIN LEBEN UND SEINE ZEIT.

Dienstag, 31. März 2015

DIE SCHRECKLICHEN CHATTEN: TACITUS, GERMANIA 31

Et aliis Germanorum populis (Und bei (von) anderen Völkern der Germanen; dat. auctoris) usurpatum (ein angenommener Brauch) raro et privata cuiusque audentia (selten und aufgrund des Wagemuts eines jeden) apud Chattos in consensum vertit (wurde bei den Chatten allgemein üblich): ut primum adoleverint (sobald sie heranwachsen; herangewachsen sind), crinem barbamque submittere (lassen sie Haar und Bart lang wachsen) nec (und nicht) nisi hoste caeso (außer nachdem sie einen Feind getötet hatten) exuere (legen sie ab) votivum (die geweihte) obligatumque virtuti oris habitum (und der Tapferkeit verpflichtete Tracht ("Erscheinung") des Gesichtes). Super sanguinem et spolia (Über Blut=dem getötete Feind und Kriegsbeute (stehend)) revelant frontem (machen sie die Stirn frei) seque tum demum (und daß sie dann erst) pretia nascendi rettulisse (den Preis für ihr Dasein zurückgegeben haben; bezahlt haben) dignosque patria ac  parentibus (und daß sie der Heimat und der Eltern würdig) ferunt (sagt man; erzählt man); ignavis et imbellibus (den Feigen und Kriegsscheuen) manet squalor (bleibt dieser "starrende Schmutz der langen Haare"; das "wüste Aussehen"). Fortissimus quisque ("Jeder Tapferste"=gerade die Tapfersten) ferreum insuper anulum (darüber hinaus; obendrein einen eisernen Ring) (ignominiosum id genti (dies ist sonst eine Schande bei dem Stamm) velut vinculum (wie eine Fessel) gestat (trägt; tragen), donec (bis) se (er sich) caede hostis (durch einen Mord an einem Feind) absolvat (er sich davon löst). Plurimis Chattorum (den meisten (der) Chatten) hic placet habitus (gefällt dieses Erscheinungsbild), iamque (und schon) canent (werden sie grau; alt) insignes (so gekennzeichnet) et hostibus simul suisque monstrati (und bewundert von den Feinden (dat auct.) und zugleich von den Ihren=den Stammesmitgliedern). Omnium penes hos initia pugnarum (bei diesen sind die "Anfänge" aller Kämpfe; sie eröffnen den Kampf); haec prima semper acies (dies ist immer die erste Reihe; sie bilden immer die erste Reihe), visu nova (ungewöhnlich; schrecklich zu sehen); nam ne in pace quidem (denn nicht einmal im Frieden) vultu mitiore mansuescunt (bequemen sie sich zu einem friedlicheren Aussehen; Äußeren; "werden sie sanft durch..."). Nulli domus (Niemandem ist ein Haus; keiner besitzt ein Haus) aut ager (oder ein Feld) aut aliqua cura (oder irgendeine Besorgnis=etwas, wofür man sorgen muß): prout (je nachdem; wie) ad quemque venere (zu jedem; einem jeden sie gekommen sind; kommen), aluntur (werden sie ernährt; verpflegt), prodigi alieni (verschwenderisch mit fremder Habe), contemptores sui (Verächter der Ihren; ihrer eigenen Habe), donec exsanguis senectus (bis (daß) das kraftlose Alter) tam durae virtuti impares faciat (sie einem heroischen Leben (das auf "virtus" aufbaut) nicht mehr gewachsen sein läßt; sie für "hartes Kriegertum" untauglich macht.)---
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Was soll man dazu sagen?
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TACITUS: GERMANIA, Text und Erläuterungen; Hirschgraben Verlag.
TACITUS: GERMANIA, Rowohlts Klassiker.
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by decurio (Chattus by birth)








Mittwoch, 11. März 2015

DAKERKRIEGE 3

TRAIANUS belli pacisque consilia rebus intestinis (domesticis) anteponere solebat. Id studebat, ut limites propagaret. Qua de causa duo bella gesserit, alterum contra Dacos (101-106), qui trans Danuvium colebant, alterum contra Persas in oriente (113-117). Ad haec proposita perficienda Traiano et exercitu valido et ducibus fortissimis ac rei militaris peritissimis opus erat. Inter eos L. LICINIUS SURA erat, cui senatus "ornamenta triumphalia" dedit et qui comes imperatoris bello Dacico intererat. Alii fortes duces LUSIUS QUITEUS, CORNELIUS PALMA, MARCIUS TURBO et HADRIANUS erant.
TRAIANUS exercitum aliquanto (non mediocriter) auxit duabus legionibus novis (II Traiana et XXX Ulpia), multis cohortibus alisque. Etiam novam cohortem praetorianorum conscripsit. Tandem equites singulares effecit, qui plerumque ex civitate Batavorum erant.
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Quelle: H. Bengtson: Römische Geschichte; Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr.
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Samstag, 28. Februar 2015

DAKERKRIEGE 2

Ausgangspunkt war, wie immer, wenn es losging, VIMINACIUM, Hauptort der Provinz Obermösien. Dort residierte TETTIUS JULIANUS, der Statthalter der Provinz.

Vier Legionen standen bereit: LEGIO I und II ADIUTRIX (letztere kürzlich von Britannien an die schöne Donau verlegt), LEGIO IV FLAVIA und LEGIO VII CLAUDIA.

Frühmorgens war Abmarsch. Die Stimmung war gut, obwohl so mancher noch den Wein von gestern spürte. Zunächst wurden die "Auxilia" (Hilfstruppen) vorausgeschickt. Ihr Job war es zu sichern und das Gelände zu erkunden. Nichts für mich. Ich kämpfe lieber-wie ich schon sagte- mit "gladius" und "pilum, als im Gelände herumzuirren. Also, die "Auxilia" hielten Ausschau nach Hinterhalten (dem Feind war ja nicht zu trauen) und machten, so oft es ging, Meldung.

Wir marschierten ungefähr in dieser Reihenfolge: Auxilia (Bogen, Schleuderer, leichte Infanterie, Reiter)-Vorhut: 1 Legio plus Reiterei-10 Mann/ Zenturie (Transport der Werkzeuge für Lagerbau)-Pioniere-Gepäck des Feldherrn und der Stabsoffiziere plus Eskorte (beritten)-Feldherr plus Leibwache-Legionsreiterei (120/ Legio)-Belagerungswaffen (zerlegt)-Legaten, Tribunen, Praefekten plus Eskorte-Die Legionen: Jeder Legio ging der Adlerträger (aquilifer) voraus, umgeben von Feldzeichenträgern (signiferi) und Trompetern; dann in Sechserreihen die Legionen plus Troß-Nachhut: Leichte und Schwerbewaffnete plus Reiter.

Die Länge des Ganzen: ca. 20 km!

Nachlesen kann man das alles bei FLAVIUS JOSEPHUS, der uns eine Beschreibung der römischen Marschordnung hinterlassen hat.

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Quelle: PETER CONOLLY: TIBERIUS CLAUDIUS MAXIMUS-EIN RÖMISCHER LEGIONÄR.

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Legio)

DAKERKRIEGE 1

Der Kaiser befahl seinen Legionen, eine Brücke über die Donau zu bauen. Der Kaiser, das war MARCUS ULPIUS TRAIANUS NERVA CAESAR AUGUSTUS, ein überaus befähigter und beliebter Feldherr. Er stammte aus Spanien, genaugenommen aus Italica, einer kleinen Stadt bei Sevilla. Ich glaube , das Kaff kennt niemand. Trajan war von seinem Vorgänger, dem langweiligen NERVA, adoptiert worden (daher der Beiname "Nerva" in seinem langen Namen). Nerva hatte nämlich das Prinzip der Adoption eingeführt.

Die Brücke war eine Art Pontonbrücke. Das Prinzip war einfach, pragmatisch, römisch. Wie das funktionierte-sozusagen die Gebrauchsanweisung-beschreibt freundlicherweise um 150 n. Arrianus. Um es kurz zu machen (ich bin nämlich Legionär und kein Techniker): Man verankerte Boote im Fluß und legte eine Fahrbahn darüber. Auf der Trajanssäule, die in späteren Jahren errichtet wurde, um diese Ereignisse festzuhalten, sehen wir eine solche Szene, in der Legionäre auf zwei Schiffsbrücken die Donau überschreiten.

Es sollte gegen die Daker gehen, allesamt finstere und ungewaschene Barbaren, die irgendwo in den Wäldern der Karpaten hausen, wo eigentlich kein Mensch hin will. Viele von uns übrigens auch nicht, denn bei denen gibt es sicher keine Tavernen mit schönen Frauen und Thermen wie bei uns. Wahrscheinlich auch kein Wein, was das Schlimmste ist. Man erklärte uns, daß es politische Gründe gebe, dort einzumarschieren. Nun, ich bin ein einfacher Legionär und verstehe von Politik nichts. Ich kann besser mit dem "gladius" und dem "pilum" umgehen. Wir alle denken aber, der Kaiser wird seine Gründe haben, und Befehl ist schließlich Befehl. Das ist Ehrensache. Als man uns sagte, daß man Kriegsruhm erwerben könne und es dort viel zu holen gebe, waren wir dann aber doch sofort Feuer und Flamme, vor allem wegen letzterem. Doch zurück zu den Dakern! Ihr "König"-jedenfalls schimpfte er sich so-hatte den unaussprechlichen Namen "Decebalus". Decebalus hatte schon einmal Ärger gemacht, das war vor 16 Jahren. Damals war er über die Donau vorgestoßen. Jetzt sollte es dem Dreckskerl ans Leder gehen.

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Samstag, 14. Februar 2015

NERVA, DER "UNIMPOSANTE BÜROCHEF" (NON ILLUSTRIS CAPUT TABULARII) UND TRAJAN, EINER DER FÄHIGSTEN GENERÄLE DES IMPERIUMS

Domitiano de medio sublato Marcus Cocceius NERVA Augustus a senatu factus est. Dazu J. FERNAU: "DA fiel der Blick der Versammlung auf die vertrauenswürdige, in ihrem schönen weißen Haar so repräsentable Gestalt des alten NERVA, und sie faßten den unglaublichen Entschluß, diesen Mann aus ihrer Mitte zum Kaiser zu machen."

NERVA kommt bei FERNAU nicht gut weg: Er nennt ihn einen "unimposanten Bürochef". Dieser sei nicht einmal verrückt geworden, wie es sich gehört, nein, er habe sich sogar üerhaupt nicht verändert! NERVA habe sich darüber hinaus "zeitlebens als dritten Konsul mit besonderen Vollmachten" betrachtet.

NERVA war also schrecklich normal! Er scheint sogar so etwas wie ein Gutmensch gewesen zu sein, denn er errichtete eine Stiftung für arme Kinder (alimentarii pueri et puellae), was irgendwie rührend anmutet.

"Nach anderthalbjähriger Regiewrung, vom September 96 bis Januar 98, legte sich Nerva ergeben hin und verabschiedete sich von dieser Welt; nicht unzufrieden mit sich, womit er vollständig recht hatte."

(J. FERNAU)

Nun läßt sich mit wohlmeinenden Büroleitern und Gutmenschen kein IMPERIUM managen. Dazu bedarf es eines fähigen Miltärs. Ein solcher war TRAJAN. Vollständiger Name: MARCUS ULPIUS TRAIANUS NERVA CAESAR AUGUSTUS IMPERATOR (langer Name; langes Klingelschild; etwas umständlich bei Autogrammen). Dazu wieder FERNAU:

"Trajan war zu der Ehre der Adoption gekommen wie die Jungfrau in dem berühmten Sprichwort. Die Nachricht erreichte ihn in seinem Heerlager in Köln."

TRAJAN wollte das Reich vergrößern. Zu diesem Zweck schlug er sich von 101 bis 106 n. mit den Dakern an der unteren Donau herum. Dazu JAMES L. STEFFENSEN:

"Die Kampfmoral der römischen Legionen war hervorragend, und sie dienten gern ihrem Kaiser, der ein ausgezeichneter Befehlshaber war. Als sie nach Italien zurückkehrten, war Dakien eine römische Provinz."

So macht man das!

Ein Feldzug gegen die Parther lief nicht so gut. Auf dem Rückmarsch starb TRAJAN in Kilikien. Dies war im Jahr 117 n. Chr.

TRAJAN war ein "leidenschaftlicher Soldat".

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(Meine Schüler sind leidenschaftliche Drückeberger und gehören allesamt gespankt-der Papst hat's ja erlaubt. Oh happy day!)

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J. FERNAU: CAESAR LÄSST GRÜSSEN-DIE GESCHICHTE DER RÖMER-
ILLUSTRIERTE WELTGESCHICHTE BD. 3: JAMES L. STEFFENSEN: DAS ALTE ROM (enthält viele schöne Zeichnungen)

decurio




Montag, 26. Januar 2015

C. CANDIDIUS CALPURNIANUS

C. CANDIDIUS CALPURNIANUS war DECURIO (Stadtrat) von LOPODUNUM (Ladenburg) und NOVIOMAGUS (Speyer). LOPODUNUM war Hauptort der CIVITAS SUEBORUM NICRETIUM und NOVIOMAGUS der CIVITAS NEMETUM. CIVITATES waren Selbstverwaltungsbezirke einer römischen Provinz. C. C. C. war Kelte aus einer angesehenen Familie. Er besaß das römische Bürgerrecht. Seine Mutter stammte aus der "gens Calpurnia". Zunächst war C. C. C. AEDIL (Polizei, Marktaufsicht). Er habe sich nie bestechen lassen, so behauptete er wenigstens. Nun ja, wer's glaubt, wird selig. Dann war er DUOVIR IURE DICUNDO (=Bürgermeister). Voll des Danks machte er jede Menge Geld für das Theater in LOPODUNUM locker. Schließlich kam er in den ORDO DECURIONUM (Stadtrat). Da er andere DECURIONES kannte, baten die ihn, Mitglied in ihrem Verein zu werden. Überwältigt von so viel Gunst des Schicksals, stiftete C. C. C. in Heidelberg auf dem Heiligenberg dem keltischen Gott VISUCIUS einen Tempel plus Standbild.

INSCHRIFT DES C.C. C.: CIL 6404; Reiß-Museum Mannheim:

VISUCIO AEDEM CUM SIGN(O) C. CANDIDIUS CALPURNIANU(S) D(ECURIO) C(IVIUM) C(IVITATIS) S(UEBORUM) N(ICRETIUM) ITEM DEC(URIO) ((C(IVIUM,) C(IVITATIS) NEMET(UM) FE(CIT).

=Dem (Gott) Visucius stiftete ("machte"; ließ bauen; errichten) C. C. C., Ratsherr der Bürger der Stadt der Neckar-Sueben und ebenso Ratsherr der Bürger der Stadt der Nemeter einen Tempel mit einem Standbild (Kultbild).

Visucius war "happy", und C.C.C. waltete hoffentlich noch lange seines Amtes. Natürlich, ohne sich bestechen zu lassen.

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Quelle: ROSEMARIE GÜNTHER: DAS MANNHEIMER RÖMERBUCH

Montag, 19. Januar 2015

VARUSSCHLACHT: MAULTIER ALS UNFREIWILLIGER KRIEGSTEILNEHMER

Unfreiwilliger Kriegsteilnehmer bei der "Varusschlacht" war ein Maultier, das nach 2000 Jahren wieder ans Tageslicht kam. Rekonstruktion des Geschehens:

Am letzten Tag der Schlacht hatten sich die Germanen am Engpass von KALKRIESE hinter einem Wall verbarrikadiert. Die Wallanlage wies Tore auf, durch die die Germanen den Heereszug der Römer attackierten und sich danach wieder schnell zurückzogen. Auf der rechten Seite gab es ein Moor. Das Gelände war also für die Römer ungünstig, da sie sich nicht formieren konnten. Hinzu kam tagelanger Regen, der die Schilde unbrauchbar gemacht hatte.

Im allgemeinen Chaos geriet das Maultier in Panik und riß sich vom Wagen los. Das Tier rannte durch die Reihen der Römer auf den Wall zu. Auf dem rutschigen Boden stolperte es über die eigene Kette und fiel zu Boden (Genickbruch!). Der Kadaver wurde teilweise durch den Wall verschüttet und teilweise von wilden Tieren gefressen. Auffallend war der große Phosphorgehalt des Bodens, der entweder auf die vielen Erschlagenen zurückzzuführen ist oder auf Düngung.

Unter dem Wall wurden noch weitere Maultiere gefunden, allesamt Stuten. Eines davon war vier Jahre alt. Die ersten drei Lebensjahre hatte es im Mittelmeergebiet verbracht, was von H.-P. UERPMANN durch die Sauerstoffisotope der Zähne festgestellt wurde. Neben einem Tier, das fünf Jahre alt war, fand man einen Bronzeglocke. Der Kupfergehalt der Glocke verhinderte die Auflösung der Knochen. Die Glocke war kaputt, wurde repariert, mit Erbsenstroh ausgestopft und als Deichselkappe verwendet. Unglaublich, was die Arcäologen alles herausfanden! Sie konnten sogar die Herkunft des Erbsenstrohs ermitteln: Es stammte aus Gallien.

---decurio