Mittwoch, 2. November 2016

HANS RIEHL: DIE VÖLKERWANDERUNG

Der längste Marsch der Weltgeschichte, W. Ludwig Verlag, Pfaffenhofen 1985, S. 170-180 ("Westgoten an die Front").
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DIE WESTGOTEN (2): "KAISER HONORIUS IN RAVENNA ZEIGTE SICH HOCHERFREUT..."

HONORIUS versprach Getreide und Land. Dafür sollte ATHAULF JOVINUS und dessen Bruder fangen und köpfen (toller Job!). Im Gegenzug versprach er, evtl. die kaiserliche Schwester GALLA PLACIDIA, die ALARICH verschleppt hatte, wieder herauszurücken. Doch HONORIUS wurde vertragsbrüchig. Also gab es wieder Krieg. Die WESTGOTEN erobern Narbonne, Toulouse und Bordeaux.
HONORIUS versprach nun seinem verdienten General CONSTANTIUS die Ehe mit GALLA PLACIDIA. Dummerweise befand die sich aber noch immer in der Hand des ATHAULF. Dieser fing an, selbst an der Prinzessin Gefallen zu finden und so wurde 414 prompt geheiratet. Die Hochzeit wurde nach römischem Ritus vollzogen-ATHAULF erschien in einer "schicken" Tunika-, wahrscheinlich hatte GALLA PLACIDIA ihren Gemahl dazu beschwatzt. Zeremonienmeister war der unfähige Exkaiser ATTALUS.
Mit diese Geste wollte ATHAULF wohl signalisieren, daß er sich nicht zum AUGUSTUS eines Westreiches machen wollte, sondern vorhatte, ganz dem römischen Reich zu dienen (rührend!). Nach HIERONYMUS lag der Grund aber darin, daß ATHAULF wußte, daß seine barbarischen Krieger sowieso keinen Gesetzen gehorchen würden. Also, was soll's. Kein Gesetz, kein Staat.-
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Nach HANS RIEHL: DIE VÖLKERWANDERUNG.

DIE WESTGOTEN (1): "...ER WECHSELTE GANZ EINFACH DIE FRONTEN."

Die WESTGOTEN kämpften tapfer Seite an Seite mit den BURGUNDERN auf den KATALAUNISCHE FELDERN gegen die HUNNEN. Beide Völker hatten mit den Hunnen noch Rechnungen offen. 376 n. wurden nämlich die Westgoten, die am Schwarzen Meer siedelten, von den Hunnen vertrieben. Und was die Hunnen bei den Burgundern angerichtet haben, ist hinlänglich bekannt (s. auch NIBELUNGENLIED). Nach endlosem Marsch (Griechenland, Balkan) kamen die Westgotten unter ihrem König ALARICH schließlich bis nach Italien, wo sie Rom belagerten (410 n.).
Nach dem Tod des ALARICH wurde sein Schwager ATHAULF König der Westgoten. Er hatte vor, sich Gallien unter den Nagel zu reißen. Dort herrschte aber der Gegenkaiser JOVINUS. Als ATHAULF ein Teil Südgalliens forderte, war selbiger erwartungsgemäß wenig erbaut. Und als JOVINUS auch noch seinen Bruder zum Mitregenten machte, hatte ATHAULF endgültig genug. HANS RIEHL, "DIE VÖLKERWANDERUNG", schreibt:
"Für den Gotenkönig war das Anlaß genug, sich auf die bewährte Taktik seines Vorgängers zu verlegen: Er wechselte ganz einfach die Fronten."
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Donnerstag, 25. August 2016

HINWEIS: KLEINER TEXT ÜBER DIE "CIVITAS ULPIA TRAIANA" (CUT)

von mir (lat.-dt.), nebst einem Bild von der Xantener Arena und dem Hafentempel. Des weiteren: Die Römer im Rhein-und Moselland (lat.-dt.) aus dem alten "Fundamentum Latinum" sowie ein Bild von der Mosel und vom ältesten erhaltenen Wein aus dem Jahre 325. n. Prost!
Siehe: murmillo1. blogspot. de (ancient studies)-unsere Lateinseite.
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Sonntag, 7. August 2016

WOLF-DIETER VON TIPPELSKIRCH: DIE STUNDE DER GERMANEN

Entscheidung im Teutoburger Wald, Varus-Armin-Germanicus; Hoch Verlag Düsseldorf 1978, S. 38.
Mischung aus Sachbuch und Erzählung.-Es spielt in der Zeit, "als die Römer versuchten, ihr Imperium auch auf das Gebiet unserer Vorfahren auszudehnen."
"Schon haben die Römer zur Eroberung der Länder jenseits des Limes, des trennenden Grenzwalls, angesetzt. Da ensteht den Germanen in der Person des Cheruskerfürsten Armin (Hermann) ein ernst zu nehmender Gegner, der nach Art der Römer zu kämpfen gelernt hat. Im Teutoburge Wald kommt es zur entscheidenden Schlacht. Drei Legionen finden nach dreitägigem erbitterten Ringen samt ihrem Feldherren Varus den Tod. Sieben Jahre danach wären es an den sogenannten Langen Brücken ums Haar vier Legionen gewesen-vierundzwanzigtausend Mann.
Die endgültige Entscheidung fällt im darauffolgenden Jahr. Mit acht Legionen zieht Julius Cäsar Germanicus, der Adoptivsohn des Kaisers Tiberius, zur Weser. Einen Teil dieser gewaltigen Streitmacht und allen Proviant bringt er auf tausend Schiffen heran..."
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Rückseite; Cover.

KRIEGSTATEN IN GERMANIEN NACH DER VARIANISCHEN NIEDERLAGE IM JAHRE 9 NACH CHRISTUS

Die Hoffnung auf Beute war den Germanen nicht genommen worden: sie erbeuten Waffen, Pferde, Gefangene, Silber und das Tafelsilber des Varus. Die Bructerer aber den Adler der 19. Legion. Asprenas, benachrichtigt über den Untergang des Varus, marschierte vom Lager an der Lippe nach Vetera über den Rhein. In diesem Herbst wurde das Lager nahe der Lippe und andere Lager auf dieser Seite des Rheins, die nach Osten "schaut" (also auf der östlichen Seite), von den Germanen angezündet.
Auch das vermutete Lager an der Enge des Flusses. Vielleicht konnte die Besatzung nach Norden fliehen. Denn die Chauken, an der Küste des Ozeans wohnend, nahmen am Aufstand des Arminius nicht teil. Sie griffen die Soldaten, die in ihrem Gebiet stationiert waren, nicht an. Die Chatten handelten ganz anders. Zwar waren sie den Cheruskern, Marsern und Brukterern feindlich (gesonnen), doch nutzten sie die günstige Gelegenheit, um das Lager zu zerstören, das Drusus nahe dem Dorf, das heute Friedberg ist, erbaute.
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nach v. Tippelskirch

RES GESTAE GERMANIAE POST CLADEM VARIANAM ANNO NONO POST CHRISTUM NATUM

Spem praedae GERMANIS non dempta erat: arma, equos, captivos, aurum, argentum et vasa argentea VARI capiunt, Bructeri autem aquilam legionis undevicesimae. ASPRENAS, certior factus de VARI interitu, ab castris ad LUPIAM sitis in VETERAM trans RHENUM profectus est. Hoc autumno castra prope LUPIAM et alia castra in ea parte RHENI, quae ad orientem spectat, a GERMANIS incensa sunt.
Etiam castra ad angustias fluminis coniecta. Fortasse praesidium ad septentriones fugere potuerunt. CHAUCI enim ad oram Oceani habitantes seditioni ARMINII non intererant. Milites, qui in eorum regione in praesidio erant, non adoriebantur. CHATTI contra agunt. Infesti quidem CHERUSCIS, MARSIS, BRUCTERISQUE erant, sed loco opportuno ad castra delenda utebantur, quae DRUSUS prope vicum, quod hodie FRIEDBERG est, aedificabat.
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secundum v. TIPPELSKIRCHIUM

Donnerstag, 19. Mai 2016

VINDOLANDA-TABLET 154: EIN ZWISCHENBERICHT ÜBER DIE TRUPPENSTÄRKE DER ERSTEN TUNGRERKOHORTE

XV Kalendas (15 Tage vor den Kalenden des Juni (Anfangstag und "Zieltag" mitgezählt; man muß rückwärts zählen)=18. Mai) numerus purus (tatsächliche Anzahl) cohortis Tungrorum (der Kohorte der Tungrer) cui praest Iulius Verecundus praefectus (der der Präfekt IuliusVerecundus voransteht) dcclii (752 (Mann)) in is (=iis; in diesen) centuriones vi (6 Zenturionen; Hauptleute) ex eis absentes (aus/ von diesen abwesend)  singulares legati xlvi (46 einzelne/ berittene Ordonanzen/ Wachen des Statthalters) officio Ferocis Coris cccxxxvii (für das Büro/ im Büro des Ferox/ für den Dienst bei Ferox (?) in Coria 337) in is centuriones ii (bei diesen=darunter 2 Hauptleute) Londinio centurio i (in London 1 Zenturio)...ad (zu)...(?)...vi (6) in is centurio i (darunter 1 Zenturio) ac (und?)...alia (?) viiii (9) in is centurio i (darunter 1 Zenturio)...?...ipendiatum (stipendium=Sold, Kriegsdienst, Steuer?) xi (11) l in a. i. (?) xxxxv (45) summa absentes (Summe: Abwesende) cccclvi (456) in is centuriones v (darunter 5 Zenturionen) reliqui praesentes cclxxxxvi (die übrigen Anwesenden: 296) in is centurio i (darunter 1 Zenturio) es eis aegri xv (von diesen krank 15) uolnerati vi (verwundet 6) lippintes x (augenkrank/ mit entzündeten Augen 10) summa eorum xxxi? (Summe dieser: 30/ 1?) reliqui valentes cclxv (die übrigen gesund: 265) in is centurio i (darunter 1 Zenturio)
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Das nenne ich Gründlichkeit!

Mittwoch, 18. Mai 2016

ANSICHT VON VINDOLANDA (OVERVIEW)

Vindolanda: ungefähr 80-411 n. Chr. In dem Kastell waren im Laufe der Zeiten verschiedene Einheiten stationiert u.a. z.B. die COHORS I TUNGRORUM MILLIARIA CIVIUM ROMANORUM und wahrscheinlich auch die COHORS III BATAVORUM.

VINDOLANDA: TABLET 250: EMPFEHLUNGSSCHREIBEN DES CLAUDIUS KARUS AN CERIALIS

Die Klammern und sonstigen Zeichen im lateinischen Text seien der Einfachheit halber weggelassen:
...ius (?) Karus Ceriali suo salutem (Karus (wünscht) seinem Cerialis Wohlergehen) brigonus (Brigonus; ein Name? keltisch?) petit a me (bittet von mir) domine (Herr) ut eum tibi commendaret (besser wäre "commendarem": daß ich ihn dir empfehle; ihn dir zu empfehlen) rogo ergo domine (ich bitte also, Herr) si quod a te petierit (wenn er etwas von dir erbeten hat/ haben wird; Potentialis oder Futur II) velis ei subscribere (du möchtest ihn unterstützen; velis=du mögest wollen; ei subscribere=ihm Unterstützung geben) Annio Equestri centurioni regionario (Dem Annius Equester, dem "regionalen" Zenturio=für die Gegend zuständigen Zenturio; das Wort "regionarius" steht nicht im Stowasser!) Luguvallio (in Luguvallum) rogo ut eum commen- digneris (commendare; ich bitte, daß du ihn für würdig (geeignet) hältst, ihn zu empfehlen) que (-que=und; que=quae=was) nomine (im Namen; wessen?) debetorem (als Schuldner) me (mich; oder: in meinem Namen) tibi (dir) obligaturus (verpflichten wird; also: was mich dir in meinem Namen (seinem?) als Schuldner verpflichten wird) opto (ich wünsche) te felicissimum bene valere (daß du als sehr Glücklicher gut wohlauf bist/ gesund bist; daß du glücklich und gesund bist) vale frater (lebe wohl, Bruder) Ceriali praefecto (dem Präfekt Cerialis)
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zum Name "Claudius Karus" vgl. tablet 251
subbscribere: Grundbedeutung: unterzeichnen (ein offizielles Dokument/ Gesuch?)
nomine me: abl. abs.: me nomine=in meinem Namen?
debitor, nicht "debetor"; Schreibvariante oder Schreibfehler oder nach Aussprache geschrieben?
obligaturus; Part. Fut. Akt.=verpflichten werdend; obligare=verbinden, verpflichten, schuldig machen: vielleicht besser "quae...obligatura sunt"
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Freitag, 13. Mai 2016

DICTUM: NESCIS, QUID VESPER SERUS VEHAT.

Du weißt nicht, was der späte Abend bringt  (bringen mag).
(Keiner weiß am Morgen, was der Abend bringen wird (was am Abend sein wird).-

WEIHINSCHRIFT FÜR DIE GÖTTIN VAGDAVERCUSTIS: CIL 12057=ILS 9000=GALSTERER: RÖM. STEININSCHR., NR. 146 (KÖLN)

DEAE VAGDAVERCUSTI (Für die Göttin Vagdavercustis) TITUS FLAVIUS CONSTANS (Name) PRAEF(ECTUS) PRAET(ORIO) (Präfekt der Praetorianer/ der Leibwache) EM (INENTISSIMUS) V(IR) ("hervorragender" Mann: Ehrentitel, der ihm als Prätorianerpräfekt zustand; svw: Angehöriger aus dem Ritterstand).
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Vagdavercustis ist eine batavische Kriegsgöttin. T. F. C. wurde vermutlich von KAISER MARCUS AURELIUS auf eine Sondermission nach Germanien geschickt. Titus war Präfekt um 164-167 n. Chr.
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praetorium=Hauptplatz im Lager mit Feldherrenzelt; also: für das Feldherrenzelt; Dativ; Leibwache: der Leibwache (angehörend; zuständig für die Leibwache).
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Quelle: Reclam. Römische Inschriften Lateinisch/ Deutsch, hrsg. von L. Schuhmacher, Stuttg. 1988, S. 123 f.

WEIHESTEIN DES TITUS FLAVIUS CONSTANS FÜR DIE GÖTTIN VAGDAVERCUSTIS


ZIEGELSTEMPEL DER XXII LEGION PRIMIGENIA (JAGSTHAUSEN)


ZIEGELSTEMPEL: LEGIO XII PRIMIGENIA (SAALBURG)


INSCHRIFT AUF EINEM ALTAR

Der Altar befindet sich auf der Grenze zwischen OBER-und NIEDERGERMANIEN:

FINIBUS ET GENIO LOCI (Den Grenzen/ Grenzgottheiten/ Gottheiten der Grenze und dem Schutzgeist des Ortes) ET. I. O. M. (=et Iovi Optimo Maximo=und dem Jupiter, dem Besten und Größten) MILIT. LEG. XXX V. V. (=milites legionis tricesimae Ulpiae Victricis=die Soldaten der 30. Legion Ulpia, der Siegreichen) MASSIANIUS SECUNDUS ET T. AURELIUS DOSSO (=Massianius Secundus und Titus Aurelius Dosso/ für Dossus?) V. S. L. M. (=votum solverunt libentes/ libenter merito=sie erfüllten ihr Gelübde gern mit Verdienst/ in verdienstlicher Weise)
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Die 30 Legion führte den Beinamen "Ulpia" (nach Kaiser Trajan: M. Ulpius Traianus).
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VEXILLUM (ALA I THRACUM)


Samstag, 30. April 2016

HINWEIS: H. ERDMANN: LEBEN UNTER RÖMISCHER HERRSCHAFT

Die Römerzeit im heutigen Baden-Württemberg, Villingen-Schwenningen 1986.

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (22): NACH THEODOR MOMMSEN: "DAS WAR DAS ENDE DES GALLISCHEN REICHES."

Die beiden Legionen in Mainz, die auf seiten des gallischen Reiches standen, widersetzten sich. Als ihnen aber klar wurde, wie die neuen Machtverhältnisse waren, "kehrten sie zum Gehorsam zurück". Dies taten auch die VANGIONEN, TRIBOKER und LINGONEN. MOMMSEN erwähnt, daß letztere 70 000 waffenfähige Männer gehabt hätten (vgl. FRONTIN strat. 4, 3, 14; auch habe man unweit Dijon Ziegel der anrückenden Legionen gefunden, die dort eine Reservestellung bzw. Depot hatten; vgl. HERMES 19, 1884, 437). Die TREVERER hätten sich ebenso verhalten, wenn nicht ihr Adel dies verhindert hätte. Dort standen zwei der niederrheinischen Legionen. Als sie hörten, daß eine große römische Armee anrücke, rissen sie die gallischen Insignien von den Feldzeichen und marschierten zu den MEDIOMATRIKERN (Gegend von Metz), die nicht abgefallen waren. MOMMSEN schreibt:
"Als CERIALIS beim Heer eintraf, fand er schon ein gutes Stück der Arbeit getan."
 Wir erfahren auch noch dies: Die Anführer des Aufstandes hatten die bei NOVAESIUM ausgelieferten Legaten ins Jenseits befördert. Sie waren aber militärisch "ohnmächtig". Dies zeigt sich daran, daß sie dem CERIALIS die Herrschaft über das Gallische Reich anboten.
CERIALIS ließ sich jedoch nicht "kirre machen" und besetzte die Hauptsstadt der TREVERER "nach kurzem Gefecht". Ihre Führer und der Rat waren vorsorglich zu den Germanen geflohen. MOMMSEN schreibt lakonisch:
"das war das Ende des Gallischen Reiches."
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Dienstag, 26. April 2016

HINWEIS: DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN: 5-14 (LÜCKE)

Die Teile 5-14 auf unserer Lateinseite MURMILLO1. BLOGSPOT.
VENITE AC LEGITE!

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (21): NACH THEODOR MOMMSEN-DIE LAGE ÄNDERT SICH

"Lange Zeit blieb den Siegern nicht, über die Beute zu streiten."
In Rom hatten sich trotz gegenteiliger Gerüchte (etwa daß VESPASIAN tot sei und Bürgerkrieg herrsche) die Verhältnisse gefestigt. Zahlreiche neue Legionen wurden an den Rhein beordert sowie "die besten Feldherren". MOMMSEN bemerkt, daß es hier "einer imponierenden Machtentfaltung" bedurfte. Das Kommando in der oberen Provinz übernahm ANNIUS GALLUS, das in der unteren PETILLIUS CERIALIS, "der letztere, ein ungestümer und oft unvorsichtiger, aber tapferer und fähiger Offizier".
Insgesamt trafen folgende Streitkräfte ein: die 21. LEGIO aus VINDONISSA, 5 LEGIONES aus Italien, 3 LEGIONES aus Spanien, die Flotte aus Britannien und ein Korps aus Rätien.
Man wollte zwar die Alpenpässe sperren, aber man tat es nicht "und das ganze oberrheinische Land bis nach Mainz lag offen da."
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DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (20): NACH THEODOR MOMMSEN-"EIN TRAUERSPIEL UND ZUGLEICH EINE POSSE"

So beschreibt MOMMSEN das neue Gallische Reich. CIVILIS profitierte davon, daß Streit im römischen Lager herrschte. Er dachte nicht im Traum daran, das Gallische Reich anzuerkennen, "und noch weniger seine rechtsrheinischen Genossen." Doch auch die Gallier wollten nichts davon wissen. Die TREVERER und LINGONEN blieben ihren Führern treu. Ihnen schlossen sich die VANGIONEN und TRIBOKER an. Die LINGONEN fielen bei den SEQUANERN ein, um sie zum Beitritt zu bewegen, wurden allerdings aus ihrem Land hinausgeschlagen. Die REMER beriefen einen Landtag ein, wo sie die TREVERER wegen der Erhebung ermahnten.
SABINUS spielte sich als Cäsar auf und ließ sich "in dieser Eigenschaft" von den SEQUANERN schlagen. CLASSICUS spielte den römischen Prokonsul! Es gab sogar eine Münze von ihm mit dem Kopf der Gallia, einem Legionssymbol "mit der recht verwegenen Umschrift der 'Treue' (fides)."
Was von den beiden Legionen in VETERA übrigblieb wurde trotz Kapitulation und gegen den Willen des CIVILIS niedergemacht. Die Legionen von NOVAESIUM und BONNA marschierten nach Trier. Alle Lager am Rhein (außer MOGONTIACUM) wurden niedergebrannt. Die "Agrippinenser" befanden sich in einer unguten Lage, da man wußte, daß sie "eigentlich die UBIER waren", also Apostaten. Daher forderten die TENCTERER, die anscheinend noch einige Rechnungen offen hatten, die Schleifung ihres Hauptortes sowie die Hinrichtung aller, die römischer Herkunft waren. Dazu muß gesagt werden, daß die Römer das Land der TENCTERER öde gelegt hatten, um es als "Viehtrift" zu nutzen, weswegen die TENCTERER sich neue Wohnsitze suchen mußten.
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Montag, 25. April 2016

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (19): NACH THEODOR MOMMSEN: VOCULA-DAS ENDE EINES TAPFEREN MANNES-DAS GALLISCHE REICH-DIE RHEINARMEE KAPITULIERT VOR DER AUXILIA

Die Stimmung bei den halb romanisierten Galliern war trotz allem "überwiegend antigermanisch". Es fehlte bei ihnen der "Zündstoff" für eine Erhebung wie zu Caesars Zeiten. Dadurch daß sich bei den Römern die Mißerfolge häuften, bekam die römerfeindlichen Gallier Oberwasser. Anführer wie IULIUS CLASSICUS, Kommandant der treverischen Reiterei,, IULIUS TUTOR, Chef der Uferbesatzung am Mittelrhein, beides Treverer, und IULIUS SABINUS, ein Lingone, angeblich ein Nachkomme eines Bastards Cäsars (so rühmte er sich jedenfalls), glaubten "in der fahrigen keltischen Weise", daß der Untergang Roms vorbestimmt sei. Besonders der Brand des Kapitols in Rom 69 nach bestärkte sie noch in dieser Meinung. Also faßten sie folgenden Beschluß: Beseitigung der Römerherrschaft in Gallien und Schaffung eines Gallischen Reiches. Dies wollten sie auf die Art des Arminius erreichen.
VOCULA brach nun mit seinen Truppen und einem Teil der Mainzer Besatzung im Früjahr 70 nach an den Unterrhein auf. Dazu ließ er sich durch gefälschte Berichte der o.g. Offiziere bewegen. Auf dem Marsch dorthin machte sich CLASSICUS und einige andere Offiziere aus dem Staub. Sodann proklamierten sie das Gallische Reich.  VOCULA marschierte mit den Legionen nach NOVAESIUM weiter, "unmittelbar davor" hatte CLASSICUS sein Lager aufgeschlagen. VETERA war nicht mehr zu halten. Die Römer sahen sich der gesamten Macht der Feinde gegenüber. MOMMSEN berichtet:
"Dies vor Augen, versagten die römischen Truppen und kapitulierten mit den abgefallenen Offizieren. Vergeblich versuchte VOCULA noch einmal die Bande der Zucht und der Ehre anzuziehen; die Legionen Roms ließen es geschehen, daß ein römischer Überläufer von der ersten Legion auf Befehl des CLASSICUS den tapferen Feldherrn niederstieß und lieferten selbst die übrigen Oberoffiziere gefesselt an den Vertreter des Reiches Gallien aus, der dann die Soldaten auf dieses Reich in Eid und Pflicht nahm."
Auch die Besatzungen von VETERA und MAINZ leisteten den Eid.
"wo nur wenige einzelne der Schande sich durch Flucht oder Tod entzogen. Das ganze stolze Rheinheer, die erste Armee des Reiches, hatte vor seinen eigenen Auxilien, Rom vor Gallien kapituliert."
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Sonntag, 24. April 2016

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (18): NACH THEODOR MOMMSEN

VOCULA wäre es sicher auch an den Kragen gegangen, wenn es ihm nicht gelungen wäre, vermummt zu entkommen. Wieder wurde VITELLUS zum Kaiser ausgerufen. Dieser war aber "leider" schon tot. Als die Soldaten dies erfuhren, wurden sie ein wenig vernünftiger, besonders die zwei obergermanischen Legionen. Also wurde das Bild des VITELLIUS an den Standarten wieder abmontiert und das des VESPASIAN drangemacht. Nach dem Motto "nichts für ungut", unterstellten sie sich wieder dem Befehl des VOCULA. Der führte seine saubere Truppe nach MAINZ. Dort blieben sie den Winter 69/ 70 nach.
CIVILIS besetzte inzwischen GELDUBA und schnitt somit VETERA ab. BONNA und NOVAESIUM konnten sich halten
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Unter den Aufstädischen gab es damals eine romfreundlich gesinnte Fraktion. Hervorzuheben wären der Bataver CLAUDIUS LABEO und IULIUS BRIGANTICUS, ein Verwandter des CIVILIS, der eine römische Reiterschar anführte und bei einem Gefecht ganz vorne fiel.
Die UBIER und TREVERER leisteten inzwischen den Germanen tapfer und erfolgreich Widerstand.
MOMMSEN schreibt:
"Die Dinge lagen in Gallien noch so wie in den Zeiten Caesars und Ariovists..."
Eine Befreieung Galliens durch die Germanen wäre einer Auslieferung an dieselben gleichgekommen. Der Krieg war aus einem Streit zweier römischer Truppenteile entstanden und weitete sich jetzt zu einem römisch-germanischen aus. In diesem Konflikt waren die Gallier "eigentlich nichts als der Einsatz und die Beute."
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DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (17): NACH THEODOR MOMMSEN: PROVIANT-DONATIV-MEUTEREI

VOCULA wartete noch einige Tage, dann marschierte er auf VETERA. Es gab ein Gefecht. Danach drang er in die belagerte Stadt ein. Allerdings konnte er den Belagerten keine Lebensmittel bringen, da die Feinde den Fluß hielten. Also mußte Proviant von NOVAESIUM hergeschafft werden. (Ohne etwas zum Beißen kann man schlecht Krieg führen.) In NOVAESIUM hatte FLACCUS sein Lager aufgeschlagen. Ein Transport kam durch, der zweite nicht. Die Proviantkolonne mußte nach GELDUBA ausweichen. VOCULA ging mit seinen Leuten und einem Teil der alten Besatzung von VETERA dorthin. Kaum waren sie in GELDUBA, hatten die Truppen keine Lust mehr nach VETERA zurückzumarschieren. Sie waren nicht gerade erbaut von der Aussicht, erneut belagert zu werden. Also ging der Marsch nach NOVAESIUM. VOCULA hatte inzwischen die Garnison von VETERA einigermaßen verproviantiert. Nolens volens folgte er seinen Leuten. Doch in NOVAESIUM war unterdessen eine Meuterei ausgebrochen. Die Soldaten waren sauer, daß sich der Feldherr ein Donativ des VITELLIUS, das für sie bestimmt war, unter den Nagel gerissen hatte. Also machten sich Druck. Das Donativ wurde auf den Namen des VESPASIAN verteilt. Nach der Spende veranstalteten sie ein Saufgelage, plünderten das Haus des Feldherren und brachten diesen um die Ecke. Sie glaubten, er habe die Rheinarmee an den Feldherren der syrischen Legionen verraten.
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Kommt zur Legion, da könnt ihr was erleben!

Samstag, 23. April 2016

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (16): NACH THEODOR MOMMSEN: "DIE NICHTIGKEIT DES SOGENANNTEN FELDHERRN"

VOCULA schlug ein Lager bei GELDUBA (Gellep in der Nähe von Krefeld) auf, das einen Tagesmarsch von VETERA entfernt liegt. MOMMSEN kritisiert dies. Er glaubt, daß es effektiver gewesen wäre, sich von innen wie außen auf den Feind zu werfen. Auch FLACCUS bekommt wieder sein Fett ab. MOMMSEN erwähnt, daß der "weiter zurückstand". Er erklärt dies durch die "Nichtigkeit des sogenannten Feldherrn und die immer steigende Demoralisation der Truppen". Wir lesen:
"Also zog sich das Unheil immer dichter von allen Seiten zusammen. Ganz Germanien schien sich an dem Krieg beteiligen zu wollen..."
Die Belagerer bekamen immer mehr Zuzug. Da dieser Sommer sehr trocken war, hatte der Rhein Niedrigwasser. So gingen ganze Scharen der Germanen über den Fluß und gelangten in den Rücken der Römer (in das Gebiet der UBIER, TREVERER und die MOSELREGION) und taten das, was sie besonders gut konnten: brandschatzen. Andere gelangten in das Gebiet unterhalb von VETERA (MAAS und SCHELDE). Schließlich kamen weitere bis MAINZ und überlegten, ob sie es belagern sollten.
Als  Herbst 69 nach die Nachricht von der zweiten Schlacht von BETRIACUM eintraf, sahen die Legonen, daß es mit VITELLIUS aus war, und sie schworen widerwillig auf VESPASIAN.
CIVILIS, der anfangs zu Vespasian gehalten hatte, zeigte nun sein wahres Gesicht:
"Er warf die Maske weg und sprach es offen aus, was freilich längst feststand, daß die Germanen Nordgallien sich mit Hilfe der freien Landsleute der römischen Herrschaft zu entwinden gedachten."
Doch es kam anders:
"Aber das Kriegsglück schlug um. CIVILIS versuchte das Lager von GELDUBA zu überrumpeln; der Überfall begann glücklich und der Abfall der Kohorten der NERVIER brachte VOCULAS kleine Schar in eine kritische Lage. Da fielen plötzlich zwei SPANISCHE KOHORTEN den GERMANEN in den Rücken; die drohende Niederlage verwandelte sich in einen glänzenden Sieg; der Kern der angreifenden Armee blieb auf dem Schlachtfeld."
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DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (15): NACH THEODOR MOMMSEN: "DER SCHWACHMÜTIGE OBERFELDHERR"

Als die batavischen Kohorten von Mainz Wind von der Belagerung bekamen, drehten sie auf dem Absatz um und marschirten gen Norden. MOMMSEN schreibt martialisch:
"Statt sie zusammenhauen zu lassen, ließ der SCHWACHMÜTIGE OBERFELDHERR sie ziehen, und als der Lagerkommandant in Bonn sich ihnen entgegenwarf, unterstützte FLACCUS diesen nicht, wie er es gekonnt und sogar anfänglich zugesagt hatte."
Die Bonner Legion wurde "zersprengt", und die Bataver gelangten zu CIVILIS. MOMMSEN erzählt, daß sich nun neben den römischen Kohortenfahnen germanische Tierstandarten aus heiligen Hainen fanden! Ein Überredungsversuch, sich dem Aufstand anzuschließen, wies die Besatzung von VETERA entschieden zurück, da sie eine List witterten. Der Ansturm der Feinde wurde abgewehrt, diese verwandelten die Belagerung in eine Blockade. Die Vorräte wurden knapp, und Entsatz war dringend vonnöten. Also brachen FLACCUS und VOCULA von Mainz aus auf. Unterwegs stießen die Bonner Legion und die aus Novaesium dazu sowie zahlreiche Hilfstruppen der gallischen Gaue.
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Donnerstag, 21. April 2016

HINWEIS: DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN

Teil 5-14 auf unserer LATEINSEITE: MURMILLO1. BLOGSPOT sowie eine Übersetzung von mir ins Lateinische (Teil 14).
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Sonntag, 17. April 2016

GERMANISCHE VERHÄLTNISSE (4): NACH THEODOR MOMMSEN: SUGAMBRER (CUGERNER) UND FRIESEN

Weiter südwärts siedelten die SUGAMBER, denen es ganz ähnlich erging. Nur ein Teil blieb auf dem rechten Ufer. Diejenigen, die auf das linke Rheinufer übergesiedelt wurden, werden unter diesem Namen nicht mehr erwähnt. Vieles spricht aber dafür, daß diese mit den südlich von Köln wohnenden CUGERNERN identisch sind (auch diese Frage könnte im Rahmen einer "Masterarbeit" geklärt werden; Thema: Auf den Spuren der Sugambrer oder ähnlich).
Die wenigen SUGAMBRER innerhalb des LIMES waren "reichsuntertänig" und wurden zu einer Truppenaushebung herangezogen.
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Somit waren die Verhältnisse auf diese Weise am Unterrhein geordnet. Die Römer hielten außerdem "ein nicht unbeträchtliches Gebiet am rechten Ufer".
Im Jahre 28 nach gab es dann wieder einmal ein wenig Ärger: Diesmal waren es die FRIESEN. Diese hatten genug davon, Abgaben zu zahlen, obwohl diese lächerlich gering waren. Hier zeigt sich der unbändige Freiheitwille des germanischen Stammeskriegers, der sich -anders als heute-von nichts und niemandem etwas sagen läßt!!!---
Kurzum: Die FRIESEN erschlugen die römischen Steuereintreiber und belagerten das Kastell FLEVUM, wo der Kommandant nebts Soldaten und Schreiberlingen saß. Das Kastell FLEVUM lag an der östlichen Rheinmündung (bei der Insel Vlieland neben Texel). Im Mittelalter drang hier die ZUIDERSEE vor.
Den Römern gefiel dies ganz und gar nicht und so ließen sie beide RHEINHEERE auf die FRIESEN los! Doch der Statthalter LUCIUS APRONIUS war nicht fähig genug, mit einem kleinen Stamm fertigzuwerden! Irgendwann hatten die FRIESEN vom Belagern genug und zogen ab. Das war auch gesünder so, denn die römische Flotte, die die Legionen heranschaffte, war im Anmarsch.
Hören wir MOMMSEN: "Die Belagerung des Kastells gaben die Friesen auf, als die römische Flotte die Legionen herantrug; aber ihnen selbst war in dem durchschnittenen Lande schwer beizukommen; mehrere römische Heerhaufen wurden vereinzelt aufgerieben und die römische Vorhut so gründlich geschlagen, daß selbst die Leichen der Gefallenen in der Gewalt des Feindes blieben. Zu einer entscheidenden Aktion kam es nicht, aber auch nicht zu rechter Unterwerfung; größeren Unternehmungen, die dem kommandierenden Feldherrn eine Machtstellung gaben, war Tiberius, je älter er wurde, immer weniger geneigt."
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Unterschätze nie einen Friesen!

GERMANISCHE VERHÄLTNISSE (3): NACH THEODOR MOMMSEN: USIPETER, TENCTERER UND TUBANTEN, FRIESEN UND AMSIVARIER

Hören wir, was MOMMSEN sagt: "In den Zügen des GERMANICUS erscheinen dieselben vom Rhein abgedrängt, aber noch in der Gegend der Lippe, später, wahrscheinlich eben infolge jener Expeditionen, weiter südwärts, Mainz gegenüber. Ihr altes Heim lag seitdem öde und bildete das ausgedehnte, für die Herden der niedergermanischen Armee reservierte Triftland, auf welchem im Jahre 58 erst die FRIESEN und dann die heimatlos irrenden AMSIVARIER sich niederzulassen gedachten, ohne dazu die Erlaubnis der römischen Behörden auswirken zu können."
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Was interessieren den freien germanischen Krieger Formulare und Behörden?!-Nach einer von mir im Stamme der Amsivarier unlängst durchgeführten Umfrage sprachen sich 99, 9 % negativ gegen Behördenkram aus (nur einer nicht: ihr "Bürgermeister"). Amsivarier irren nämlich nie, oder höchstens (unerlaubterweise) in der Gegend herum.-Werde mich also um die Stammesmitgliedschaft nebst "green card" für Beutezüge bewerben.
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GERMANISCHE VERHÄLTNISSE (2): NACH THEODOR MOMMSEN: LIMES UND "CAESISCHER WALD"

"Eine solche Straße hat gegenüber dem unterrheinischen Hauptquartier im heutigen Münsterland TIBERIUS nach der VARUSSCHLACHT gezogen, in einiger Entfernung vom Rhein, da zwischen ihr und dem Fluß der seiner Lage nach nicht näher bekannte "CAESISCHE WALD" erstreckte."
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So jedenfalls schreibt THEODOR MOMMSEN. Wo lag der geheimnisvolle "caesische Wald". Gab es ihn überhaupt oder ist es ein Ammenmärchen?
Die Klärung dieser Frage wäre doch ein "tolles" Thema für eine "Masterarbeit" eines jungen, aufstrebenden Altertumswissenschaftlers!
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Ähnlich wurde in den Flußtälern von Ruhr, Sieg und Wied verfahren. Bei der Wied endete übrigens die unterrheinische Provinz (GERMANIA INFERIOR).
Es war nicht nötig, daß der LIMES militärisch allzu stark besetzt war, dennoch sollte diese Grenzstraße einigermaßen sicher sein. MOMMSEN bemerkt hierzu:
"Ein hauptsächliches Mittel für den Grenzschutz war die Entvölkerung des Landstrichs zwischen dem Fluß und der Straße."- So übersiedelten die Römer germanische Völker vom rechten auf das linke Ufer (wie die UBIER beim heutigen Köln). Das hatte wie immer Vor-und Nachteile: einerseits Teilnahme an der römischen Kultur, andererseits Unterordnung unter römische Herrschaft.-Andere Völkerschaften wiederum hatten wenig bis keine Lust auf diese "amphibische" Aktion und zogen sich lieber in die dichten Wälder Innergermaniens zurück, wo sie machen konnten, was sie wollten und was sie am liebsten taten: in Ruhe Bier trinken, Krieg führen und Beute machen. Hätte ich auch so gemacht.
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GERMANISCHE VERHÄLTNISSE (1): NACH THEODOR MOMMSEN

Während die nördlichen Germanenstämme entweder zu Bundesgenossen gemacht (wie die BATAVER) oder unterworfen wurden (wie die FRIESEN, CANNENEFATEN, CHAUKER; siehe unsere Hauptseite: MURMILLO1. BLOGSPOT) und ihre Verteidigung z.T. selbst übernehmen mußten (wie die holländischen "Seegaue"), ging man weiter südlich andere Wege:
"Weiter  stromaufwärts wurde anders verfahren; hier ward (sic) eine Grenzstraße abgesteckt und das Zwischenland entvölkert. An die in größerer oder geringerer Entfernung zum Rhein gezogene Grenzstraße, den LIMES, knüpfte sich die Kontrolle des Grenzverkehrs, indem die Überschreitung dieser Straße zur Nachtzeit überhaupt, am Tage den Bewaffneten untersagt und den übrigen in der Regel nur unter besonderen Sicherheitsmaßregeln und unter Erlegung der vorgeschriebenen Grenzzölle gestattet war.
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Donnerstag, 14. April 2016

QUINTILIUS VARUS (2)

S. FISCHER-FABIAN; DIE ERSTEN DEUTSCHEN, schreibt:
"Doch Varus ist Kummer gewohnt. Die Historiker aller Richtungen haben ihm fast ausnahmslos schlechte Zensuren erteilt. Und wenn man es recht betrachtet, so nur, weil er eine Schlacht verlor. Keine gewöhnliche, keine Dutzendbataille allerdings, von denen es in der Geschichte wimmelt, sondern eine sogenannte 'welthistorische', eine, die die Geschicke der Völker bestimmte."
Früher kannte jeder echte Studiosus VIKTOR VON SCHEFFELS Lied "Als die Römer frech geworden...", womit sich-so Fischer_Fabian-ganze Studentengenerationen durch die Semester sangen. Dort heißt es: Varus "geriet in einen Sumpf, verlor zwei Stiefel und einen Strumpf und blieb elend stecken."-Und weiter: "Da sprach er voll Ärgernissen zum Centurio Titiussen: 'Kamerad, zeuch dein Schwert hervor und von hinten mich durchbohr, da doch alles futsch ist."
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Und Fischer-Fabian fügt ganz richtig hinzu: "In der Geschichtsschreibung scheint es wie im Alltagsleben zu sein: Nichts ist erfolgreicher als der Erfolgund nichts so abträglich wie der Mißerfolg. Deshalb hat Varus auch vor den Federn der antiken Autoren keine Gnade gefunden."
Ganz in diesem Sinne urteilt VELLEIUS PATERCULUS, ein Reiteroffizier, also Mann vom Fach, der in Germanien Miltärdienst leistete: Varus sei "mehr an das Nichtstun im Lager gewöhnt" gewesen "als an wirklichen Kriegsdienst im Feld"; seine Familie sei "mehr bekannt" gewesen "denn vornehm".
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Autsch!-Schlechte Presse, nennt man das. Er hätte halt nicht verlieren dürfen. Aber er hat. Und das ist unverzeihlich.
Hätte er gewonnen, müßte ich heute diesen Artikel in einer Art Französische schreiben. Aber dank unseres Retters ARMINIUS sind wir Germanen geblieben.
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QUINTILIUS VARUS (1)

Wie sah er aus?-Man weiß es natürlich nicht genau, doch wir können uns durch ein Münzportrait ein ungefähres Bild machen: bartloses Gesicht, gerade Stirn, große, spitze Nase, weit zurücktretende Augen, blöder Zug um den Mund, breites Gesicht, fetter Hals, wohlbeleibt, wohl phlegmatisch, jemand, der sich weder geistig noch körperlich gern bewegt; Gesamteindruck: keineswegs bedeutend, unangenehm.
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Also jemand, von dem ich kein Auto kaufen möchte.
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Doch Vorsicht!-Varus war der Verlierer der nach ihm benannten Varusschlacht. Verlierer werden gern zu Prügelknaben der Geschichte gemacht.
Bleibt die Frage: War Varus wirklich so blöd, wie er aussah?-Nein. Kaiser Augustus hätte kaum einen Unfähigen Statthalter auf die Provinzen losgelassen. Varus war ein fähiger Jurist und Verwaltungsmann, nur eben kein richtiger Feldherr und Militär. Für die Organisation und Romanisierung einer Provinz war er durchaus der richtige Mann. Doch mußte man vorher die Provinz "befrieden" (pacare), also Krieg führen, und das war nicht seine Stärke.
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Donnerstag, 31. März 2016

LESEHINWEISE ZU DEN RÖMERN IN DEUTSCHLAND (1)

1)W. SCHLEIERMACHER: Der römische Limes in Deutschland, Berlin 1967.
   Ders.: Neue Denkmäler des Jupiterkultes aus NIDA (Frankfurt-Heddernheim). In: GERMANIA, Berlin 1965.
   Ders.: Die spätesten Spuren der antiken Besiedlung im Raum von Speyer, Worms, Mainz, Frankfurt und Ladenburg.
2.) H. SCHÖNBERGER: Neuere Grabungen am obergermanischen und rätischen Limes. Limesforschungen 2. Berlin 1962.
     Ders.: The Roman frontier in Germany: An archaeological Survey. In: The Journal of Roman Studies 59, 1969.
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FINIS GERMANIAE: DER UNTERGANG VON MAINZ

355 nach wird MOGONTIACUM bei AMMIANUS MARCELLINUS erwähnt. Zu dieser Zeit ist es bereits ein MUNICIPIUM. In großer Eile bauen die "cives" der Stadt eine 4 km lange Stadtmauer. Da alles schnell gehen muß und anscheinend das Material knapp ist, rafft man jeden Stein zusammen, den man bekommen kann. Auch schöne Repräsentationsbauten werden nicht geschont. Wahrscheinlich muß auch die Ummantelung des DRUSUSSTEINES daran glauben. Da man keine Miltärbauten mehr braucht-die Lage hatte sich nämlich geändert-bricht man z.T. das Lager auf dem KÄSTRICH ab und bezieht den Rest in die Umwallung mit ein. Befehlshaber wird nun ein DUX MOGONTIACENSIS. Dieser kommandiert bewegliche Eingreiftrupps. Von MAINZ aus werden schnelle Einfälle in das freie Germanien unternommen, die prompt von den Germanen, die noch echte Männer waren, mit Vergeltungsschlägen beantwortet werden. Oft wird die Stadt-wie es sich für Germanen gehört- kurz und klein gehauen. Schließlich geht sie unter CONSTANTIN II verloren, wird allerdings schon bald von dem genialen Feldherr JULIANUS APOSTATA anno 357 zurückerobert. So half nicht der Christengott, sondern die heidnischen Götter des JULIAN standen der Stadt bei. VALENTINIAN I. (364 bis 375) tut alles, was er kann, doch am Ende war alles vergebens (für den "Oarsch"-wie alles menschliche Streben). Eine lange Kette von spätrömischen BURGI werden aus der Erde gestampft, die die "Wacht am Rhein" halten sollen. Bei KAISERAUGST finden sich 42 dieser Anlagen! 1971 wurde der BURGUS EISENBERG ausgegraben. zu ihm gehörte der Hafen ZULLENSTEIN gegenüber RHEINDÜRKHEIM. Der BURGUS EISENBERG unterstand dem Mainzer Grenzheer.
368 nach: Der Alemannenfürst RANDO überfällt Mainz (damals waren die Alemannen noch nicht so bieder). Obwohl er keine klassische Bildung hat, ist er dennoch clever. Er weiß, daß sich die christlichen Schafe sonntags in der Messe versammeln. Wie praktisch, denkt er. Also wartet er, bis es Sonntag ist, dann greift er an. Der Sonntag war-wie man sieht- für die Alemannen kein Ruhetag. Es gibt viele Tote. Frauen werden als Gefangene mitgenommen. Wahrscheinlich erzielten sie-bei entsprechendem Aussehen-Spitzenpreise und füllten die Kriegskasse von RANDO, the rowdy. (Ich hätte mich übrigens sofort und ohne viel Überlegung RANDO angeschlossen. Da war wenigstens für Unterhaltung gesorgt. Außerdem gab es da Beute zu holen.)
388 nach: KAISER GRATIAN leitet von Mainz aus einen Angriff.
406 nach: STILICHO zieht die Truppen von der Rheinlinie ab. Mainz wird zerstört. VANDALEN und ALANEN ziehen über die Rheinbrücke und fallen in Gallien ein.
Kirchenvater HIERONYMUS (409) jammert: "Mainz, die einst hochberühmte Stadt, ist erobert und zerstört und in der Kirche sind viele Tausende von Menschen niedergemetzelt..."
Und SALVIAN greint: "Man spielt nicht mehr in der Stadt Mainz-sie ist verwüstet und zerstört; man spielt nicht mehr in Köln-es ist voll von Feinden. Man spielt nicht mehr in der wunderschönen Stadt Trier-sie liegt viermal zerstört am Boden. Man spielt nicht mehr in den meisten Städten Spaniens und Galliens. Man kann nicht mehr vor lauter Armseligkeit und Elend dieser Zeit.
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Quelle: A. u. R. Schmid: Die Römer an Rhein und Main, Bastei Lübbe.

Montag, 8. Februar 2016

RUDOLF PÖRTNER: DIE ERBEN ROMS

STÄDTE UND STÄTTE DES DEUTSCHEN FRÜH-MITTELALTERS (mit 44 Abbildungen), Droemer Knaur, München/Zürich, mit Genehmigung des Econ Verlages Düsseldorf 1964; 1967-1974, S. 11 ff.
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"Dieses Buch beschäftigt sich mit einem Abschnitt der deutschen Geschichte, über den man bisher nur wenig wußte: Es ist das frühe Mittelalter, genauer gesagt, die merowingisch-karolingischen Jahrhunderte, also jener Zeitraum, der mit dem Ende des römischen Imperiums begann und mit der Auflösung des Frankenreichs endete."
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absolute Empfehlung!

GELDUBA: VON SPARGELBAUERN, RÖMERN, FRANKEN UND EINEM WISSENSCHAFTLER, DER GERN "EINEN INS HORN TUTET".

Wo heute Kefeld-Gellep liegt, befand sich zur Römerzeit das KASTELL GELDUBA. Es war eines "jener festen Plätze, die die Lücken zwischen den großen Festungen an der 'nassen Grenze' ausfülllten." Die Ansiedlung wird in antiken Quellen mehrmals genannt. PLINIUS d. Ä. z.B. überliefert uns das "wissenswerte" und amüsante Detail, daß KAISER TIBERIUS von dort eine Rübenpflanze bezog, die auf dem Sandboden der Umgebung gut gedieh. Bei TACITUS lesen wir weniger Erfreuliches: GELDUBA war nämlich während des BATAVER-AUFSTANDES hart umkämpft. Und für die Spätezeit erfahren wir aus einem Reisehandbuch, daß dort eine Ala lag. Das Lager war bis zum Abzug der Römer belegt und wies sieben Bauschichten auf. Das ergaben Grabungen nach dem 2. Weltkrieg. Die Äcker von Gellep sind reich an Bodenfunden. So fanden die Spargelbauern von Gellep und Stratum sehr viele Münzen, Tongefäße und Bronzen sowie ein glasiertes Tongeschirr, das bislang nur hier vorkommt. R. PÖRTNER spricht von einer "ausgesprochenen Grenzzonenkultur", in der es auch germanische Einflüsse gab. Doch wo waren die Bodenfunde aus fränkischer Zeit? Hatte nicht die Sprachwissenschaft bewiesen, daß die Gegend in der fränkischen Zeit besiedelt war? Abhilfe brachte erst ALBERT STEEGER. R. PÖRTNER nennt ihn einen "passionierten Bodenforscher, der den heute so selten gewordenen Typ des Autodidakten der Archäologie zu seiner Zeit wie kaum ein anderer vertrat." Von Beruf Schulmeister, promoviert er über die Eiszeit am Niederrhein. Durch POF. DR. AUGUST OXÉ, "einem verdienten 'Oldtimer' der deutschen Archäologie" wurde er für die Altertumswissenschaft gewonnen. Dieser zog ihn um 1930 bei seinen Grabungen am Kastell GELDUBA hinzu. A. STEEGER hatte anscheinend einen "guten Draht" zur dortigen Bauernschaft. Vielleicht kam ihm seine Bewältigung des "plattesten Platt" dabei zu Hilfe. Jedenfalls rückten die Bauern mit so manchem heraus, was sie normalerweise verschwiegen hätten. Auch mit den Krefelder Bürgern kam er gut zurecht. Wahrscheinlich half dabei so manche Flasche guten Weins, "denn"-so PÖRTNER-"er war kein Kostverächter und liebte es, 'einen ins Horn zu tuten'. Passend dazu war sein schönster Fund ein fränkischer Rüsselbecher. A. S. war ganz Praktiker und alles andere als Schreibtischwissenschaftler. Von Organisation hielt er allerdings wenig! Weder hatte er ein Vorzimmer noch eine Sekretärin. Er war immer tätig, auch wenn er abends im Zug nach Kempen fuhr, "wo er sich fern der Großstadt eingenistet hatte". Seine musealen Bestände habe er übrigens "nahezu geräuschlos" vergrößert. Nach WILHELM SCHÄFER habe er einen goldenen Löffel in der Hand gehabt und sei so "zu einem Schatzgräber von größtem Ausmaß geworden". Besonders die Entdeckung des Gelleper Gräberfeld legt Zeugnis für seinen "guten Riecher" ab. Eines schönen Tages erfuhr er, daß so ein Spargelkopf sich eine Privatsammlung zugelegt hatte. A. S. ging der Spur mit detektivischem Spürsinn nach. Der Spargelzüchter hatte im Schrank verrostete fränkische Waffen gehortet, die dieser fast schon vergessen hatte. Auf diese Weise erfuhr er den Fundort und "daß der fragliche Acker schon mancherlei Altsachen hergegeben hatte."
A. S. fing im Frühjahr 1934 an zu graben. Schon bald hatte er drei fränkische Friedhöfe ausgebuddelt ("einen in Stratum, zwei in Gellep"). Einer von diesen war der berühmte Gelleper Spielberg (Gellep II). Ende des Jahrzehnts waren 100e von Gräbern untersucht. Reiche Funde wurden gemacht: Langschwerter, Dolche, Tonschalen, Glasbecher, Münzen. Ergebnis: "Das Gräberfeld" war "sogar in der spätrömisch-frühfränkischen Übergangszeit kontinuierlich belegt". A. S. sprach von der "Lücke des 5. Jahrhunderts" und davon, "daß die Bodenforschung...keine wichtigere Aufgabe habe als die Aufhellung jener Übergangszeit vom Altertum zum frühen Mittelalter". Als Hauptergebns hielt er fest, "daß hier in Gellep die Bodenforschung endlich eindringen konnte in den dunkelsten Abschnitt unserer Geschichte, in die entscheidenden Jahrzehnte des 5. Jahrhunderts nach dem Zusammenbruch der Römerherrschaft."-Kurzum-so A.S.: "Das 5. Jahrhundert fand nur in Krefeld statt."
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 RUDOLF PÖRTNER: DIE ERBEN ROMS

Mittwoch, 3. Februar 2016

QUAEDAM FACTA DE CARNUNTO

1.) Erste Erwähnun des Namens, als Tiberius 6 n. Chr. von dort gegen die Markomannen unter ihrem König Marbod zu Felde zog.
2.) Carnuntum gehörte zum Königreich Noricum.
3.) Carnuntum war von immenser strategischer Bedeutung.
4.) Das Lager befand sich auf einem sanften Hügel zwischen Petronell und Deutsch-Altenburg.
5.) Im Jahr 15 zog dort die Legio XV Apollinaris ein. Diese kam aus Emona=Laibach.
6.) Die Legion wird 62. n. Chr. in den Osten versetzt. Dort hatte sie an der Belagerung von Jerusalem teilgenommen.
7.) In der Zwischenzeit ziehen nacheinander diese Legionen in Carnuntum ein: Legio X Gemina, VII Galbiana, XXII Primigenia (?).
8.) 71 n. kehrt die Legio XV aus dem Osten zurück.
9.) Seit diesem Zeitpunkt: Verbreitung des Mithraskultes (bei den Legionären beliebt).
10.) Um 114 n. verläßt die Legion für immer Carnuntum
11.) Von da an ist die legio XIV Gemina Martia victrix Besatzung des Lagers.
12.) Bestehen einer Zivilstadt (Einheimische, illyrische Reste, Kelten, , Italiker, Kaufleute, Veteranen).
13.) Gräberstraße mit Gräbern der legio XV.
14.) Besuch des Kaisers Hadrian (117-138) in Carnuntum.
15.) Die Zivilsiedlung erhält Stadtrecht: Römisches Recht, Einwohner bekommen die "civitas Romana"; neuer Name der Stadt: municipium Aelium Carnuntum!
16.) Stadtrat von 100 Mitgliedern=Regierung; die "quattuorviri" sind ihr ausführendes Organ (Rechtsprechung, Marktaufsicht, Verpflegung, Bauwesen)
17.) Von da an: allgemeiner Aufschwung. Nur kleinere Kriege und Grenzfehden.
18.) Aus dieser Zeit: Amphitheater und Palastruine.
19.) 171 n.: Markomannen, Quaden, Naristen und Jazygen überqueren die Donau. Sie zerstören Carnuntum und dringen bis Aquileia vor.
20.) Diese werden auf dem Rückweg von Kaiser Marcus Aurelius (161-180) vernichtet.
21.) 193 n.: L. Septimius Severus wird von der legio XIV Gemina Martia victrix zum Kaiser ausgerufen.
22.) Nach vierjährigen Kämpfen mit Gegenkaisern setzt sich Septimius Severus durch.
23.) Münzen des Usurpators P. C. Regalianus und seiner Frau Sulpicia Dryantilla aus dem Jahre 261. Dieser residierte kurz in Carnuntum.
24.) Im selben Jahr beseitigte Gallienus den Usurpator.
25.) Diocletianus, die Augusti  Maximian und Galerius traffen sich in Carnuntum zu einer Krisensitzung (s. auch der Altar im Museum Carnuntum).
26.) Überfälle von Germanen jenseits der Donau.
27.) Letzter Rettungsversuch durch Valentinian (364-375): er will über die Donau setzen; Verstärkung der Mauern; neue Befestigungen; doch der Kaiser stirbt in demselben Jahr.
28) 3 Jahre später: Niederlage bei Adrianopel gegen die Goten. Damit endet auch die Geschichte des Lagers Carnuntum und der Zivilstadt (canabae).
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Quelle: R. M. Swoboda-Milenovic: Die Ruinen von Carnuntum, Kurzführer aus dem Jahre 1967; hrsg. v. d. Kulturabt. der NÖ. Landesregierung, Wien I, Herrengasse 9.

Donnerstag, 14. Januar 2016

DIE HARTE REALITÄT (2)

"Der hochmütige Idealismus, mit dem Vergil seine Vision der Römer als Zivilisationsbringer der Welt durchtränkte, hatte mit dem nackten Schrecken dieses nächtlichen Kampfes nicht das Geringste zu tun. Ganz zu schweigen von dem blutigen Grauen des militärischen Sachzwangs, aufgrung dessen die Gefangenen getötet worden waren.

'So etwas kommt vor, Junge', brummte Macro. 'So ist es eben. Wir tun, was wir tun müssen, um zu siegen. Wir tun, was wir tun müssen, um das Tageslicht wieder zusehen. Aber das macht es nicht einfacher.'

Cato sah seinen Zenturio einen Moment lang an und nickte dann düster."

Idealismus (habitus) superbus, quo Vergilius visionem suam Romanorem culturam orbis terrarum ferentium imbuit, nihil omnino (nullo modo; nulla ratione) ad horrorem ipsum huius pugnae nocturnae pertinebat, nedum ad atrocitatem cruentam necessitatis militaris, qua de causa captivi interfecti erant (essent).

' Res eius modi eveniunt, mi puer', Macro murmurabat. 'Sic quidem est. Facimus, quod nobis faciendum est, ut vincamus. Facimus, quod nobis faciendum est, ut lucem rursum videamus. Sed hoc rem non facilorem reddit.'

Cato centurionem suum aliquod tempus adspiciebat et tum triste annuit.

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SIMON SCARROW: DER ZORN DES ADLERS

Ü: by the one and only decurio



DIE HARTE REALITÄT (1)

"In Catos Augen verkörperte Macro all die Eigenschaften, die er selbst gern gehabt hätte. Der Zenturio lebte im Frieden mit sich selbst. Er war durch und durch Soldat und hatte keinen anderen Ehrgeiz im Leben. Die quälenden Selbstbetrachtungen, denen Cato sich unterzog, waren nichts für ihn. Die intellektuellen Studien, zu denen man Cato ermutigt hatte, als er noch am kaiserlichen Hof lebte, hatten ihn nicht auf das Leben in der Legion vorbereitet. Absolut nicht."

Catone iudice Macro omnes virtutes exhibebat, quas ipse libenter habuisset. Centurio in tranquilitate animi vivebat. Miles totus erat ac nullam aliam ambitionem in vita  habebat. Meditationes excruciantes sui, quas Cato subibat, non suum erat. Studia docta, ad quae admonitus erat, cum (etiam) tum in domo principis vivebat, non eum ad vitam militarem (legionis) praeparaverant. Minime!

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SIMON SCARROW: DER ZORN DES ADLERS

Ü: by decurio