Mittwoch, 2. November 2016

HANS RIEHL: DIE VÖLKERWANDERUNG

Der längste Marsch der Weltgeschichte, W. Ludwig Verlag, Pfaffenhofen 1985, S. 170-180 ("Westgoten an die Front").
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DIE WESTGOTEN (2): "KAISER HONORIUS IN RAVENNA ZEIGTE SICH HOCHERFREUT..."

HONORIUS versprach Getreide und Land. Dafür sollte ATHAULF JOVINUS und dessen Bruder fangen und köpfen (toller Job!). Im Gegenzug versprach er, evtl. die kaiserliche Schwester GALLA PLACIDIA, die ALARICH verschleppt hatte, wieder herauszurücken. Doch HONORIUS wurde vertragsbrüchig. Also gab es wieder Krieg. Die WESTGOTEN erobern Narbonne, Toulouse und Bordeaux.
HONORIUS versprach nun seinem verdienten General CONSTANTIUS die Ehe mit GALLA PLACIDIA. Dummerweise befand die sich aber noch immer in der Hand des ATHAULF. Dieser fing an, selbst an der Prinzessin Gefallen zu finden und so wurde 414 prompt geheiratet. Die Hochzeit wurde nach römischem Ritus vollzogen-ATHAULF erschien in einer "schicken" Tunika-, wahrscheinlich hatte GALLA PLACIDIA ihren Gemahl dazu beschwatzt. Zeremonienmeister war der unfähige Exkaiser ATTALUS.
Mit diese Geste wollte ATHAULF wohl signalisieren, daß er sich nicht zum AUGUSTUS eines Westreiches machen wollte, sondern vorhatte, ganz dem römischen Reich zu dienen (rührend!). Nach HIERONYMUS lag der Grund aber darin, daß ATHAULF wußte, daß seine barbarischen Krieger sowieso keinen Gesetzen gehorchen würden. Also, was soll's. Kein Gesetz, kein Staat.-
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Nach HANS RIEHL: DIE VÖLKERWANDERUNG.

DIE WESTGOTEN (1): "...ER WECHSELTE GANZ EINFACH DIE FRONTEN."

Die WESTGOTEN kämpften tapfer Seite an Seite mit den BURGUNDERN auf den KATALAUNISCHE FELDERN gegen die HUNNEN. Beide Völker hatten mit den Hunnen noch Rechnungen offen. 376 n. wurden nämlich die Westgoten, die am Schwarzen Meer siedelten, von den Hunnen vertrieben. Und was die Hunnen bei den Burgundern angerichtet haben, ist hinlänglich bekannt (s. auch NIBELUNGENLIED). Nach endlosem Marsch (Griechenland, Balkan) kamen die Westgotten unter ihrem König ALARICH schließlich bis nach Italien, wo sie Rom belagerten (410 n.).
Nach dem Tod des ALARICH wurde sein Schwager ATHAULF König der Westgoten. Er hatte vor, sich Gallien unter den Nagel zu reißen. Dort herrschte aber der Gegenkaiser JOVINUS. Als ATHAULF ein Teil Südgalliens forderte, war selbiger erwartungsgemäß wenig erbaut. Und als JOVINUS auch noch seinen Bruder zum Mitregenten machte, hatte ATHAULF endgültig genug. HANS RIEHL, "DIE VÖLKERWANDERUNG", schreibt:
"Für den Gotenkönig war das Anlaß genug, sich auf die bewährte Taktik seines Vorgängers zu verlegen: Er wechselte ganz einfach die Fronten."
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